Ich poste es hier hinein, fuer alle die nicht im Gesichtsbuch lesen.
Ein Beitrag erschienen auf der Seite Bahnfotos Austria.
Text zitiert:
Es ist Donnerstag, ich verlasse meinen Arbeitsplatz und beeile mich.
Gerade noch rechtzeitig komme ich am Bahnhof Floridsdorf an, als der Regionalzug einfährt. Die grellen Scheinwerfer blenden in der dämmernden Umgebung. Der Zug steht, viele steigen aus, ich steige ein. Im oberen Stockwerk finde ich einen freien Sitzplatz. Ich setze mich, und stecke ganz bewusst das Handy weg. Der Zug rollt los.
Ich habe vor, mir von den neuen Busse am ehemaligen Schweinbarther Kreuz selbst ein Bild zu machen. Der Zeitplan dafür steht natürlich längst, alles sorgfältig aus Scotty herausgesucht. Von Gänserndorf weg möchte ich mit der Buslinie 530 nach Wolkersdorf fahren, von dort geht es wieder per Bahn zurück nach Wien.
Nach ein paar Stopps in Wien und Deutsch Wargam erreicht mein Zug auch schon den Bahnhof Gänserndorf. Ich steige aus. Mein Blick fällt auf den verlassenen Bahnsteig 21, auf dem immer der 5047er nach Obersdorf gewartet hat. Aber das war einmal.
Nachdem ich früher schon des Öfteren in Gänserndorf war, weiß ich natürlich, wo sich die Bushaltestelle am Bahnhofsvorplatz befindet und mache mich langsam auf den Weg. Der Bus soll um 16:50 abfahren, also sind noch sieben Minuten Zeit. Ich werfe einen Blick ins Bahnhofsgebäude. Der Fahrkartenschalter ist verdunkelt, die Schiebetüren versperrt. An der Glasscheibe klebt eine Notiz, dass der Schalter heute leider geschlossen bleiben muss. Ein Bild, dass auch bald zur Normalität wird, denke ich mir, und marschiere weiter. Die Tür ins Freie öffnet sich von selbst, obwohl sie eine Schnalle hat.
Ich stehe in der Finsternis am Bushalteplatz und warte. Ich höre einen Bus anrauschen, und staune nicht schlecht, als ein dreiachsiger Reisebus um die Ecke biegt. Luxuriös fährt man da im Weinviertel, denke ich, als ich merke, dass der Bus nicht an mein Ziel fährt. Pech gehabt. Es ist bereits 16:54, wo ist mein Autobus?
Nun kommt ein Linienbus, lässt zwei Passagiere aussteigen und fährt wieder davon. Langsam werde ich stutzig und lese mir die Fahrplanaushänge durch. Nirgends ist die Linie 530 zu finden.
Ich erinnere mich, im Scotty etwas von einer Lagerhausstraße gelesen zu haben. Ich sehe den großen Getreidesilo auf der anderen Seite des Bahnhofs und greife mir an den Kopf. Also gehe ich die Stiegen wieder runter, um auf die andere Seite der Gleise zu gelangen. Kein Schild oder Zeichen weist auf eine Bushaltestelle auf der Nordseite des Bahnhofs hin.
Oben auf der anderen Seite angekommen, stehe ich vor einer geparkten Blechlawine - der gut genützten P+R-Anlage. Die Bushaltestelle muss doch hier irgendwo angeschrieben sein, aber ich finde nichts. In meiner Not zücke ich mein Handy und finde heraus, dass die Bushaltestelle direkt vor meiner Nase an der vorbeiführenden Hauptstraße sein muss. Nach ein paar Augenblicken sehe ich das viereckige Haltestelleschild, das an den Mast einer Straßelaterne geklatscht worden ist. Auf der herzlos angelehnten Tafel ist von "verbesserten Haltestellen" zu lesen. Ich muss schmunzeln.
Ich stehe an der Haltestelle, also eigentlich mitten auf dem Gehsteig. Vor mir rauschen die Autos vorbei. Zwei der neuen Linienbusse kommen an, und lassen ihre Fahrgäste (einmal 1 Person, einmal 3 Personen) aussteigen. Nun muss ich den Bus um 17:20 nehmen, den anderen habe ich ja besten Gewissens verpasst. Nach und nach kommen Pendler aus den Zügen aus Wien, gesellen sich zu mir auf den Gehsteig und wir frieren gemeinsam.
Auf die Minute genau um 17:20 kommt der 530er und lässt uns (9 Personen) einsteigen. Ich nehme in der ersten Reihe Platz und sehe, dass der neue Bus zu meiner Freude ein Schaltgetriebe besitzt. Pluspunkt. Die Sitze sind hingegen gefühlt halb so groß, halb so breit und nicht einmal halb so angenehm wie im Zug. Von Armlehnen kann man sowieso nur träumen.
Der Bus fährt los, und rumpelt über einen unebenen Asphaltweg, der zwischen Feldern entlangführt. Bewusst stecke ich das Handy wieder weg, um einen genauen Vergleich zwischen Zug und Bus zu ermöglichen. Die Beleuchtung ist recht dunkel, was am Abend allerdings angenehm ist. Ich konzentriere mich auf andere Dinge wie das Motorengeräusch oder die Musik aus dem Radio des Busfahrers.
Ich schrecke auf und mein Knie schmerzt. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich eingeschlafen war. Nachdem der Bus vor einer Kreuzung angehalten hat, bin ich mit dem Knie unsanft gegen die Plastikwand vor mir gestoßen. Mittlerweile bin ich der letzte Fahrgast im Bus.
Was doch recht auffällig ist, ist das Alter der Passagiere im Bus. Kaum jemand, der älter als rund 40 Jahre ist, ist dort zu sehen. Der Verdacht liegt nahe, dass viele dieser Menschen wieder auf das eigene Auto umgestiegen sind.
Pünktlich auf die Minute erreicht der Bus den Bahnhof Wolkersdorf, wo ich froh bin, meinen Zug schon wartend auf Bahnsteig 3 zu sehen...
Fotos von diesem Beitrag (© by Bahnfotos Austria)
1.) Eine Erinnerung an bessere Zeiten...
2.) Findet die Bushaltestelle
3.) "Verbesserte Haltestellen"