Ein trauriges Kapitel Eisenbahngeschichte
Der 2. Wiener Südbahnhof
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Schöne Beitrag, und gleichzeitig der Beweis für die unerhörte Willkür
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Reiht sich leider in eine lange Serie gleichartiger Sünden.
Heinrichshof, Nordbahnhof, Palais Rothschild, usw.
Es gibt dazu das deprimierendste Buch, das ich kenne: Stadtbildverluste in Wien seit 1945
LG
Martin.
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Für einen zeitgemäßen Bahnbetrieb waren die alten Kopfbahnhöfe - bis auf den FJBf - alle schon seit JAHRZEHNTEN unbrauchbar geworden.
Und da spielte dabei der "Kopf" nur eine untergeordnete Rolle:
- zu wenig Gleise
- viel zu wenig Bahnsteige die diese Bezeichnung auch verdienen
- zu kurze Gleise
-enge steile Stiegen
- geplant mit Abfahrts- und Ankunftsseite für ein paar Hundert solvente Fahrgäste die per Kutsche vorfuhren, Pendlerverkehr, Nahverkehr gab es noch nicht
Da 100%ig das Argument mit den alten Bahnhöfen in Paris, Budapest usw kommt:
Die wurden entweder noch (lange) vor dem 1.WK erweitert, und/oder waren anders angelegt, zB im Straßenniveau, und konnten dadurch leichter erweitert werden und/oder gemügten einfach bis heute den Anforderungen.
Und was hätte man mit dem Flattich Südbahnhof machen sollen wenn man ihn an anderer Stelle neu errichtet hätte? Niemand hätte früher (vor1945) auch nur einen Groschen dafür über gehabt. Also hätte eine Erweiterung schon damals zur Zerstörung geführt.
BTW:
@ Heinrichshof:
zT Bombenschäden, zT unbeschädigt.
Wurde VON DEN BESITZERN (*) ABGEBROCHEN weil der aktuelle Bau bei selber Bauhöhe MEHR Geschoße aufweist und somit deutlich mehr verwertbare Fläche! ...
(*) da gab es sogar familienintern Brösel (wenn ich mich richtig erinnere sogar Gerichtsanhängig) weil eine ältere Erbin dort ihre Wohnung hatte, nicht ausziehen und den Hof lieber renoviert gesehen wollte.
@ Nordbahnhof (ned scho wida ...)
Der Personenbahnhof war zu 2/3 zerstört, Ankunftsteil und Halle brannten im April 1945 tagelang und glühten aus. Solche "ausgeglühten" Backsteinmauern kann man NICHT renovieren! Deshalb Abbruch schon kurz nach 1945.
Abfahrtsteil wurde sogar hergerichtet und für ÖBB-Kanzleien verwendet.
Es gab ein Wachzimmer und einen Bahnhofswirten. Mehrere größere Räume im EG beherbergten eine Zeitlang kleine Werkstätten die in anderen ÖBB-Gebäuden ausgebombt waren.
Aber als Bahnhogsgebäude war es schon längst unbrauchbar geworden:
zB 4 Stk 1 Meter "breite" Stiegen vom EG in die Gleisebene. Man stelle sich vor die heutigen Fahrgastmassen EINER Schnellbahn müssten die benützen.
Und da könnte ich noch viele andere nicht mehr zeitgemäße Einbauten nennen. Ausserdem die ungünstige Lage als Umsteigeknoten Bahn<-> Tramway. Die Schnellbahnhaltestelle wurde ja nicht aus Jux- und Tollerei AUF dem "Stern" errichtet...
Das sich in den Jahrzehnten nach dem 2.WK niemand für das Bahnhofsfragment interessierte, so schön es aus heutiges Sicht war, tragisch aber auch verständlich mMn.
Ich bin mir nicht einmal sicher ob zB ein "Luxus-Hotel" darin heute funktionieren würde bei der Umgebung / Lage, geschweige denn damals.
@ Palais Rothschild
Die Überlebenden der Familie hatten kein Interesse an der Bombenruine.
Deshalb wurde dort dann die Zentrale der AK errichtet.
Hätte die AK (oder wer auch immer?) das Palais neu aufbauen sollen?
Für was?!
Das Buch "Stadtbildverluste" (und weitere zum Thema) habe ich, und da kann man, wenn ich mich richtig erinnere, die Familienstreitigkeiten vom Heinrichshof auch nachlesen.
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Danke Bertl für deinen Beitrag. Die genannten Bahnbauten hätten die heutige Zeit einfach nicht gestemmt bekommen.
Und ehrlich jetzt: Am Südbahnhof würd ich nicht gern zwischen den RailJets stehen und mich wie eine Sardine mit großen Koffer über die Mittel"bahnsteige" zwengen. Da würd ich dreimal min Auto fahren.
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Zuerst stimme ich Nordbahnbertl und Knolli zu.
Aber In Großbritannien gibt es auch alte Bahnhöfe wo man dann zur Kapazitätserweiterung links oder rechts etwas dazu gebaut hat. Wäre dazumal wahrscheinlich ein Architektonisches Desaster geworden.Aber beim Bau des Hauptbahnhof hat man alte Reste vom 1 Südbahnhof gefunden. Die hätte man sicher irgendwie unter in den Shops einbinden können. Sage ich so einmal als Laie.
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Kurz gefasst:
Das Problem liegt meist bei der modernen Architektur die oft einfach kalt, unharmonisch und leblos wirkt im Vergleich zu den schönen alten Gebäuden. -
Kurz gefasst:
Das Problem liegt meist bei der modernen Architektur die oft einfach kalt, unharmonisch und leblos wirkt im Vergleich zu den schönen alten Gebäuden.Grundsätzlich richtig - aber alles eine Sache der Ausschreibung.
Wenn billig, schnell und funktinell gewünscht ist, baut keiner schön, langsam und harmonisch. Unabhängig von allen Faktoren!
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ich war letztes Jahr im Musée d'Orsay, ist ein Museum in einem stillgelegten Pariser Bahnhof. Ich wäre dort nie hingegangen, wenn es kein Bahnhof gewesen wäre🤪. War aber wunderschön, der Bahnhof. Ein repräsentativer Monsterbau, aber viel zu klein für heutige Verhältnisse.
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Grundsätzlich richtig - aber alles eine Sache der Ausschreibung.
Wenn billig, schnell und funktinell gewünscht ist, baut keiner schön, langsam und harmonisch. Unabhängig von allen Faktoren!
Moment: die ÖBB Glas- und Betonburgen sind weder billig, noch schnell, noch funktionell gebaut! Ganz im Gegenteil! -
Ich bin ein Nostalgiker, aber der Hauptbahnhof gefällt mir sehr. Nicht wenige Bahnfreunde aus dem Ausland mit denen ich ihn besuchte waren begeistert.
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Moment: die ÖBB Glas- und Betonburgen sind weder billig, noch schnell, noch funktionell gebaut! Ganz im Gegenteil!Der letzte Satz in meinem Zitat, Klaus. "Unabhängig von allen Faktoren" ist auch so gemeint gewesen.
Ich habe es komplett allgemein gemeint, ohne irgendwen damit direkt anzusprechen.
Auf alles was die ÖBB macht hinpecken find ich auch nicht zielführend.
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(Ich glaub ich hab es schon mal geschrieben.)
Jede Zeit hat ihre Architektur. Genauso wie alles andere auch.
Niemand käme heute auf die Idee einen Elektromotor in eine Pferdekutsche einzubauen.
Ich denke, dass sollte auch für Architektur gelten.
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(Ich glaub ich hab es schon mal geschrieben.)
Jede Zeit hat ihre Architektur. Genauso wie alles andere auch.
Niemand käme heute auf die Idee einen Elektromotor in eine Pferdekutsche einzubauen.
Ich denke, dass sollte auch für Architektur gelten.
Im Prinzip ja, aber….
Man hat aber in der Architektur sehr wohl Anleihen an der Antike (Griechisch usw.) genommen. -
Im Prinzip ja, aber….
Man hat aber in der Architektur sehr wohl Anleihen an der Antike (Griechisch usw.) genommen.Und auch darüber wure damals verdammt viel gestritten
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Der letzte Satz in meinem Zitat, Klaus. "Unabhängig von allen Faktoren" ist auch so gemeint gewesen.
Ich habe es komplett allgemein gemeint, ohne irgendwen damit direkt anzusprechen.
Auf alles was die ÖBB macht hinpecken find ich auch nicht zielführend.
Falls es Dich beruhigt, es betrifft nicht nur die ÖBB (hier aber besonders auf die mit "Bedacht" auf die Umgebung passenden und überaus teuren Bauten hingewiesen) auch diverse Bauämter (ganz besonders die Gemeinde Wien mit ihrem Hochhaus- und Towerwahn) seihen hier erwähnt.
Nichtssagende und ausgesprochene Gefahr an Augenkrebs zu erkranken wenn man länger hinsieht sei da mal erwähnt. Von der Ortsbildpflege noch gar nicht zu reden. Geh doch einmal durch Deine Heimatstadt und sieh Dir die Bausünden an. Da graust teilweise ja einer Sau...Da z.B. der "Führerbunker", passt "ganz super" ins Ortsbild, da fehlt nur mehr der Reichsadler auf der Fassade: 2 Jakob Thoma-Straße - Google Maps
Als eines der wenige positiven Beispiele sei nur ein paar Meter weiter Richtung Altstadt dieser neu errichtete Bau erwähnt. So gehts auch: 43 Hauptstraße - Google Maps
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Bleibts wenigstens örtlich in der Nähe des alten Südbahnhofes
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Genau.
Es geht um die Qualität der Architektur.
Die ÖBB (und andere Bauträger!) würden sich eine Menge an Kleinkrieg ersparen, wenn sie z.B. von vornherein bei der Verbindungsbahn eine dem Ortsbild entsprechende Architektur präsentiert hätten. Auch wenn ich nicht unmittelbar dort wohne, stellts mir bei der zu erwartenden Betonwüste alle Haare auf.
Daß es auch modern, aber gut geht, haben die ÖBB beim für meinen Geschmack äußerst gelungenen Umbau des Salzburger Hauptbahnhofes bewiesen!Und in allen vorher erwähnten Beispielen ist das „Nachher" einfach qualitativ ein Jammer. Darum ging's mir.
LGMartin.