Resteverwertung
Welcher Anlagenbauer kennt das nicht? Nach dem Gebäudebau mit Bausätzen füllen immer wieder nicht benötigte oder alternative Teile die Bastelkiste. Vom Bau des Betriebswerkes lagerten jahrelang u.a. ganze Fassaden teile, Dächer und Zubehörteile. Den Bausatz eines großen Fabriksgebäudes mußte unbedingt einmal günstig erstanden werden, obwohl auf der Anlage längst kein Platz mehr dafür vorhanden war.
Da der Baustil des Walthers-Fabrikskomplexes mit den Segmentbogenfenstern dem des Kibri-Lokschuppens Ottbergen sehr ähnelt, gab es Überlegungen, alle diese Reste für den Bau eines Industriebetriebes in Gebäuden aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verwenden. Das kleine Manko, daß die Kibri-Ziegelfassaden in einem feinen Blockverband erstellt sind, während die Walthers-Fassaden einen etwas groben Läuferverband haben, wollte ich in Kauf nehmen. Wichtig war mir eine möglichst authentische Umsetzung mit vorhandenem Material und ein abwechslungsreicher Fahrzeugeinsatz.
So kam ich auf eine Zuckerfabrik. In einer Zuckerfabrik der 1960er-Jahre wurden Rüben mit O (später E-) Wagen angeliefert, Kohle, Koks und Kalk zugeführt, abgepackten Zucker mit gedeckten Güterwagen, loser Zucker in Silowagen, Melasse mit Kesselwagen und Rübenschnitzel in Schüttgut-Selbstentladewagen abtransportiert. Das ist doch eine herrliche Vielfalt wie in kaum einem anderen Industriebetrieb. Dazu kommt ein bescheidener eigener Fuhrpark. Neue Lokomotiven kauften die Zuckerfabriken damals aus Kostengründen kaum, zumal diese ja fast nur während der Kampagne zum Einsatz kamen. Also auch eine alte Dampflok….
Die Einschränkung durch das vorhandene Material schloß aus, auch nur ansatzweise ein konkretes Vorbild wiederzugeben. Auch ein bescheidener Industriebetrieb hat einen erheblichen Platzbedarf. Deshalb konnte er auf der bestehenden Anlage nicht untergebracht werden und es entstand ein eigenes Modul: Die ERSTE PAULINGER ZUCKERMANUFACTUR I.FABIAN & CIE, GEGR: 1870, die ich in weiteren Beiträgen in Bild und Text vorstellen möchte.
Auf den ersten Bildern herrscht erheblicher Betrieb bei der Rübenanlieferung.
Hans1073