Hallo liebe Forumskollegen!
Nach einiger Zeit stillen Mitlesens habe ich mir registriert und freue mich, dass ich mich vorstellen kann, indem ich Euch erzähle, wie sich meine ganz persönliche Modellbahngeschichte entwickelt hat:
Zu Weihnachten 1981 habe ich, damals etwas über dreieinhalb Jahre alt, eine Kleinbahnanlage bekommen: Eine Anfangsgarnitur mit einer 1280 und zwei Güterwagen, dazu ein Oval mit dreigleisigem Bahnhof (eine Kombination der Figuren 12 und 14 aus dem Kleinbahn Schienenplan-Heft) auf einer gut verstaubaren, weil zweiteiligen Platte.
Mein Vater hatte mir einen wunderschönen und beleuchtbaren Bahnhof gebaut, und später kamen Modelle des Wochenendhauses meiner Eltern und der Sommerhäuser meiner beiden Großelternpaare dazu – auch von meinem Vater selbstgemacht, diesmal aber als Bausätze, die meine Geschwister und ich dann in den Weihnachtsferien gemeinsam mit ihm fertig bauen konnten. Außerdem wurde die Anlage später um eine HOe-Strecke (mit Vierschienengleis am Übergang) und einen Brawa-Obus erweitert.
Mit Rollmaterial war ich von Anfang an ziemlich großzügig ausgestattet. Obwohl das Interesse an der (Modell-)Eisenbahn in meiner väterlichen Familie sehr verbreitet ist, kamen viele meiner ersten Fahrzeuge von der mütterlichen Seite. Mein in den 60er-Jahren gestorbener mütterlicher Urgroßvater war nämlich Eisenbahner und in seiner Freizeit tat er das, was so viele Eisenbahner tun: Eisenbahn spielen.
Wenn er seine Kleinbahnanlage in der kleinen urgroßelterlichen Wohnung (die ich im Gegensatz zu ihm noch kennenlernte) aufgebaut hatte, musste man sich bücken, um ins Schlafzimmer zu kommen, weil die Trasse auf Hüfthöhe den Türrahmen durchschnitt.
Aus dem Nachlass des Urgroßvaters kamen sieben Loks zu mir, darunter eine E 200 und eine E 210 – beide ohne Vorlaufachsen, weil die angeblich immer entgleist waren. Die auf Fotos deutlich sichtbare D 300, die sich tief in das Gedächtnis meiner Mutter eingeprägt hatte, blieb allerdings verschollen. Vor kurzem konnte ich eine ersteigern und stelle mir gerne vor, es wäre die meines Urgroßvaters.
Außerdem besteht die modellbahnerische Hinterlassenschaft des Urgroßvaters aus ca. 30 Waggons – alle mit Plastikaufbauten, aber Gestellen aus Blech, Zinkal und Plastik (breit). Den roten Mitropa-Speisewagen aus der alten Schürzenwagen-Serie habe ich immer als Triebwagen der Londoner U-Bahn gesehen.
Dass meine Eltern dann ein Haus gebaut haben (jenes, das mein Vater in 1:87 verewigt hat) hat die Aussicht auf eine größere, permanente Anlage gebracht. Ich habe große Pläne gemacht und in meinen mittleren Teenagerjahren auch mit deren Umsetzung begonnen. Nach der Matura sind andere Interessen in den Vordergrund getreten, was zu einer mehrjährigen Brache der Anlage geführt hat.
Es war ein trauriger Anlass, der mich wieder zur Modellbahn gebracht hat. Mein Großonkel, der selbst eine große Anlage gehabt hat, ist gestorben. Einige seiner Fahrzeuge und vor allem sein gesamtes Gleismaterial sind an mich gekommen – ein großer Vorrat an Roco Line mit Bettung. Die dafür entwickelten Pläne sind insgesamt noch immer aktuell, doch die Umsetzung war wegen des Einstiegs in das Vollzeit-Berufsleben deutlich langsamer als erhofft.
Seltsamerweise ist gerade ein beruflicher Umzug nach Deutschland jetzt wieder ein Anlass, mich vermehrt der Modellbahn zu widmen. Meine Urlaube werde ich hauptsächlich in Österreich verbringen, und ich hoffe, dass ich das Berufliche dann in Deutschland lassen und in Österreich in Ruhe an meiner Anlage basteln kann.
Ein kleines Parkett-Oval steht übrigens schon in der Wohnung in Deutschland. Es entspricht jenem, das 1981 unter dem Weihnachtsbaum war, wobei Trennschienen und Entkuppler für etwas mehr Rangiermöglichkeiten sorgen.
Auf der großen Anlage in Österreich ist wohl die Hälfte der Gleise verlegt; sonstige Anlagenausstattung gibt es bisher nur punktuell. Die Anlage ist wienerisch-großstädtisch inspiriert, ohne ein ganz konkretes Vorbild wiederzugeben. Von einer zweigleisigen Hauptstrecke zweigt eine Stadtbahnstrecke ab,. Außerdem gibt es eine Nebenbahn, die aus dem ursprünglichen Oval von 1981 entstanden ist, und am Schluss soll es auch eine Straßenbahn geben. Durch die Verbindung mit der Nebenbahn wird es Anklänge an die Badner oder Pressburger Bahn geben.
Die Anlage ist in der Epoche I angesiedelt, aber erlaubt ist, was (mir) gefällt. Die Modellbahn ist für mich ein Hobby und weder Ersatzreligion noch Pseudowissenschaft. Die Grenze zur Epoche II ist ohnehin fließend, aber weil ich außerdem eine gewisse Vorliebe für den Jaffa-Look habe, dürfen ruhig auch Züge aus der Epoche IV fahren. (Dass das die Epoche meiner Kindheit ist, ist wohl kein Zufall.) Für Nichten und Neffen gibt es außerdem einen Wieselzug, und es mag sein, dass im Lauf der Zeit noch mehr Zeitgenössisches kommt.
Da österreichische Großserienmodelle für die Epoche I eher rar gesät sind (Kleinserienmodelle sind mir zu teuer, und zumindest zum Teil auch für meine Radien ungeeignet), suche ich gezielt Selbst- und Umbauten und bin immer wieder positiv überrascht, was da alles auftaucht. Gelegentlich habe ich auch versucht, selbst Waggons (um) zu bauen, doch noch halte ich die Ergebnisse nicht für präsentabel. An dem Umbau von Lokomotiven habe ich mich bisher nicht herangewagt, aber der Gedanke reizt mich sehr. Ich liebäugle vor allem mit Phantasiemodellen im Stil der kkStB. Nicht umsonst ist die D 120 eine meiner Lieblingsloks.
Schließlich habe ich mir in letzter Zeit noch eine Sammlung alter weißer Kleinbahnschienen zugelegt, um auch die historischen Kleinbahnfahrzeuge angemessen fahren lassen zu können (auch die haben eine gewisse Tendenz, mehr zu werden.). Übrigens fahre ich durchwegs analog, sei es auf der großen Anlage, auf dem Parkettoval in Deutschland oder (surprise, surprise) mit den alten Kleinbahn-Sachen.
Das ist jetzt eine reichlich lange Vorstellung geworden, aber es hat mir Spaß gemacht, sie zu schreiben. Ich freue mich, Mitglied im Forum zu sein, habe schon sehr viel Interessantes lesen können und hoffe, in Zukunft auch selbst etwas beitragen zu können.
Christoph