Ein Artikel vom 26.4. in der Wiener Zeitung:
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wi…-Dampfloks.html
Alte Züge außerhalb der Museen fahren zu lassen, wird in Österreich immer schwieriger.
Wien/Strasshof/Schwechat. Der Kessel zischt und faucht, aus dem Rauchfang strömt dichter Dampf, die riesigen Räder beginnen sich langsam zu drehen. Es ist schon beeindruckend, wenn eine 100 Jahre alte Dampflok - so wie jüngst bei einer Sonderfahrt der ÖBB zur Saisoneröffnung des Eisenbahnmuseums Strasshof nördlich von Wien oder am 10. Juni beim Dampflokfest im Südbahnmuseum Mürzzuschlag - ihre 140 Tonnen lautstark in Bewegung setzt.
Doch die alten Ungetüme, die Liebhaberherzen höherschlagen lassen, sind auf dem regulären Schienennetz ein seltener Anblick. "Natürlich träumen alle davon, mit alten Fahrzeugen herumzufahren. Aber das ist vorbei", erklärt Franz Kamper vom Eisenbahnmuseum Schwechat, das am 1. Mai in die neue Saison startet. Gedampft wird fast nur noch auf dem Museumsgelände.
"Die Dampflok stammt aus einer anderen Zeit", sagt ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger. "Die Sicherheitsbestimmungen und vieles andere haben sich inzwischen geändert." Mitunter gibt es auch technische Probleme. So konnte bei einer Sonderfahrt der ÖBB im Winter der Zug erst gar nicht losfahren, weil die Bremshydraulik der Dampflok defekt war.
Hahslinger verweist auch auf die dichten Fahrpläne. Die Loks sind meist gar nicht schnell genug, um da mitzuhalten, "und eine langsame Trasse ist sehr teuer", erklärt Kamper, der sich an eine Nostalgiefahrt von St. Pölten nach Wien erinnert, bei der uns der ICE quasi links und rechts überholt hat". Weil die alten Waggons nicht druckdicht sind, kann da sogar die Geschwindigkeit eines vorbeirauschenden Expresszugs zum Problem werden.
Diesel- müsste Dampflok ziehen
Rupert Gansterer vom Eisenbahnmuseum Strasshof ergänzt, dass die Rahmenbedingungen generell immer schwieriger werden. "Interessanterweise ist es ausschließlich in Österreich verboten, mit Dampfloks auf Steigungen alleine zu fahren - da müsste man zum Beispiel eine Diesellok vorspannen. Auf dem Semmering mag das ja noch verständlich sein wegen der Verschmutzung der Oberleitung in den Tunneln. Aber zum Beispiel am Wechsel, wo es mangels Elektrifizierung gar keine Oberleitung gibt, ist es komplett schleierhaft." Er verweist auf die Lok der deutschen Schwarzwaldbahn, die jedes Wochenende mit reinem Dampfbetrieb vier Waggons durch drei Dutzend Tunnel zieht, mit Höhenunterschieden von insgesamt gut 600 Metern.
Eine weitere Hürde stellen die neuen Regeln des EU-Triebfahrzeugführerscheins dar, die enorm ins Geld gehen: "Jeder Lokführer muss ein Tablet haben, Schulungen absolvieren und seine Kenntnisse über die historischen Fahrzeuge immer wieder nachweisen - wobei die wahrscheinlich mehr Ahnung haben als die Prüfer, weil sie ja dauernd daran arbeiten."