@all:
Danke für das Lob
Wie gesagt, ich gebe mein Wissen gerne weiter, nur fehlt mir glaube ich die Zeit um ein Wiki zu erstellen, aber falls wer eines macht unterstütze ich gerne mit jeglichem Material.
Ich hab bei uns in Schiltern (vor dem schÖNEN Virus) verschiedene Kurse gegeben, z.B. "Grundlagen der Löttechnik & Elektronik", "Lokreparatur", "Lokdigitalisierung", bei dem die Teilnehmer nach der Theorie etlichtes in der Praxis auch gleich austesten konnten. Da bin ich aber noch am Aufbauen gewesen, hier noch einen Dank an Huebsch (Arnold Hübsch), der mich da ein bisschen bei seinen Kursen über die Schulter hat schauen lassen
---
So, jetzt aber wieder zurück zur 1010.07.
Heute gibt es eh nur noch ein kleines Update, ich bin in Schiltern etwas in der Buchhaltung hängen geblieben und muss morgen wieder Shopdienst machen ...
Eines noch vorneweg:
Ich wende hier eine Methode an, die ich von meinem (leider schon verstorbenem "Modellbau-Lehrer", Herrn E.B., einem ehemaligem Lagerhausleiter und sehr erfahrenem Techniker gelernt bekommen habe.
Dabei verwende ich harzfreies Loköl, und die Methode ist teils komplett gegensätzlich zu den (auch im Forum) weitverbreiteten Behandlungsmethoden, diese hier setze ich ein, bin aber auch gerne für Vorschläge offen wie ihr es macht
So, und jetzt zurück zum Getriebe der Lok, hier habe ich als erstes getestet ob die Oxidation nur Oberflächlich oder schon in das Laufrad eingedrungen ist:
Die Veredelung des Rades ist dann zwar futsch, aber das Grundmaterial ist noch brauchbar und nach Absprache mit dem Kunden wird noch nicht getauscht.
(Diese Aufnahme habe ich gestern noch als letztes gemacht und bei den folgenden dann vergessen dass das Rad noch nicht ganz fertig behandelt war, deswegen ist auf den nachfolgenden Bildern noch teilweise Korrosion erkennbar ...)
Jetzt noch den "Abstandskarton" (dieser dient dazu, dass der Motor mit der Welle etwas Spiel zum Hauptzahnrad hat und dieses nicht erdrückt) entfernen und für später aufheben:
Nachdem der Karton entfernt und das Rad dann behandelt wurde (hätte werden sollen ... ) geht es ans Reinigen mit Bremsenreiniger, hier wird bei den roten Pfeilen eingesprüht, dann das Drehgestell auf den Kopf gestellt und die Achsen durchgedreht, wobei der Dreck nach unten über die besser zugänglichen Laufkränze abrinnt (grüner Pfeil) und mit einem Stück Küchenrolle weggewischt werden kann.
KB1010 Drehgestell waschen.JPG
Dies wird nach Bedarf ein paar mal wiederholt.
Danach werden die Zahnräder gereinigt, bei leichter Verschmutzung einfach ein Stück Küchenrolle zwischen die Zahnräder klemmen, dann mit Bremsenreiniger einlassen und anschließend wieder die Räder vor- und zurückbewegen (sollte OHNE Gewalteinwirkung möglich sein):
KB1010 Getriebe Zahnräder reinigen.JPG
Dies auch bei Bedarf mehrfach wiederholen. Wenn die Verschmutzung zu stark anhaftet kann man auch mit einer spitzen Pinzette oder einem kleinen Schlitz-Schraubendreher und etwas Gefühl die Zahnlücken vorreinigen und anschließend obige Behandlung ausführen.
Dann mit der Pinzetten-Knöllchen-Technik noch die Zwischenräume reinigen.
Wenn das erledigt ist dann das Getriebe durchdrehen und auf Leichtgängigkeit achten. Leichte Ruckler und etwas Quietschen ist erlaubt, da die komplette Schmierung entfernt wurde, gröbere Hänger an der selben Stelle bedürfen einer Untersuchung. Wenn hier ein Zahn umgebogen oder eingedrückt ist kann man mit einer Skalpell-Klinge die Kanten nehmen bzw. mit erhitzter Klinge diese wieder in die ürsprüngliche Form versetzen, ich empfehle aber hier zuerst an einem defekten Zahnrad zu üben
Im Falle dieser 1010er waren die Zahnräder aber noch in gutem Zustand und deswegen geht es jetzt weiter mit dem Ölen.
!!! Achtung, persönliche Meinung !!!
Ich setze bei allen meinen Loks nur harzfreies Öl ein, da eine nachfolgende Reinigung viel leichter ist als mit Schmierfett. Auch kriecht das Öl nach einer gewissen Standzeit nach hoher Laufleistung (8h Dauerbetrieb, Modellbahnwelt ...) wieder zurück wo es hin soll, das Schmierfett wird bei den Zahnrädern nach außen gedrückt und bleibt dann dort --> höherer Wartungsaufwand. Und beim zusammensetzen kommt das Öl auch schneller an den Platz, an den es soll.
Das sind meine persönlichen Erfahrungen nach über 3 Jahren Anlagenbetrieb.
Bei einer Heimanlage ist es der persönliche Geschmack und die Erfahrung, die jeder macht und hat
(Und noch ein Spoiler: Für diejenigen, die beim "vorsichtigen Ölen und ja nicht zu viel" leichtes Nervenflattern haben sei gesagt es ist besser hier mit dem lesen aufzuhören )
Das Öl kommt jetzt mit einem guten Tropfen an die Laufscheiben ohne den Zahnrädern:
KB1010 Drehgestell ölen 1.JPGUnd dann wie immer: Drehgestell aufstellen, dass die Zahnräder nach unten zeigen und dann die Achsen durchdrehen, bis bei den Führungslöchern der Achsen Öl zu erkennen ist. Wenn nach einiger Bewegung noch kein Öl durchgesickert ist dann nochmals etwas "oben" nachfüllen.
Als nächstes die Zahnradaufhängungen der Zwischenräder mit einem Tropfen Öl versehen und ebenfalls wieder Bewegung:
Und zu guter Letzt noch direkt ein paar Zähne der Zahnräder befeuchten und wieder durchdrehen
Jetzt sollte das Getriebe sehr leichtgängig sein, ist dies nicht der Fall dann sind entweder irgendwo noch die Zahnräder beleidigt, der Rahmen mit Zinkalproblem etwas gequollen oder die Achslager noch etwas verdreckt, dann nochmals durchwaschen und erneut versuchen, im allerschlimmsten Fall müssen dann die Achsen raus, aber so weit soll es hier nicht kommen
Dann kommt das Öl AUF den Rahmen und wird mit den Fingern und evt. der Pinzette mit Küchenrolle überall verteilt:
wirklich überall mit Ausnahme der Radreifen:
Und dann das Drehgestell einmal ruhen lassen und mind. 10 Minuten Pause machen
Während die Lok noch am baden ist, kann man in der Zwischenzeit auch schon die Schraube und das Hauptzahnrad reinigen, hier nicht auf das Loch in der Mitte vergessen:
KB1010 Hauptzahnrad reinigen.JPG
Küchenrolle zusammendrehen, durchstecken und dann mit Bremsenreiniger einlassen und nochmals durchdrehen ... zumindest das Zahnrad
Weiter im nächsten Abschnitt ...