Hallo!
Am 1.9.2018 erfolgte in Gmunden mit der Eröffnung der nur ein paar hundert Meter langen Straßenbahn-Neubaustrecke endlich der lange ersehnte Lückenschluss zwischen der Straßenbahn und der Lokalbahn nach Vorchdorf. Am 5. September hatte ich die Gelegenheit, mir die neue Stadt-Regio-Tram anzuschauen.
Auch wenn es wahrscheinlich eh halbwegs bekannt ist, möchte ich ganz kurz auf die Geschichte der Gmundner Bahnen eingehen. Bereits im Jahre 1836 erhielt die Stadt am Traunsee eine Eisenbahn, und zwar mit der hauptsächlich dem Salztransport dienenden Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-Gmunden – das war eine der ersten Eisenbahnlinien der Welt. Im Jahre 1877 wurde Gmunden mit der Eröffnung der Salzkammergutbahn ans normalspurige Eisenbahnnetz angebunden (die Pferdebahnstrecke wurde mit der eher ungewöhnlichen Spurweite von 1106 mm errichtet). Um den etwas außerhalb gelegenen Bahnhof der Salzkammergutbahn mit der Stadt zu verbinden, wurde 1894 eine ca. 2,5 km kurze und mit einer maximalen Neigung von 100 ‰ außergewöhnlich steile Straßenbahn eröffnet. 1912 wurde schließlich die knapp 15 km lange Lokalbahn Gmunden – Vorchdorf eröffnet. Sie war, genauso wie die Straßenbahn, in Meterspur ausgeführt. Erwähnenswert ist, dass diese Lokalbahn im Nahbereich von Gmunden die Trasse der inzwischen auf Normalspur umgebauten ehemaligen Pferdebahnstrecke mitbenützte – dazu wurde ein Vierschienengleis (später ein Dreischienengleis) verlegt.
Es gab von Anfang an Pläne, die Lokalbahn mit der Straßenbahn zu verbinden, aber aus verschiedenen Gründen wurde daraus nichts. Im Gegenteil: 1975 wurde aus Rücksicht auf den zunehmenden Individualverkehr die Straßenbahn aus der Innenstadt zurückgezogen und endete nicht mehr am Rathausplatz, sondern rund zweihundert Meter vorher am Franz-Josefs-Platz. Diese Verkürzung schlug sich in einem merkbaren Rückgang der Fahrgastzahlen nieder. Mehrere Einstellungsdebatten waren die Folge. Um die Einstellung zu verhindern, wurde der rührige Verein Pro Gmundner Straßenbahn gegründet, der sich die Wiederverlängerung zum Rathausplatz sowie die Verbindung mit der Traunseebahn zum Ziel gesetzt hat. Dank des hohen Engagements, hervorragender Öffentlichkeitsarbeit und einem guten Draht zur Politik gelang dieses ehrgeizige Vorhaben nun.
Eine Übersicht der Eisenbahnen im Raum Gmunden: Bei der zweigleisigen Strecke am oberen Bildrand (101) handelt es sich um die Westbahn, am linken Bildrand mit der Nummer 206 befindet sich die Salzkammergutbahn, in der Mitte mit der Nummer 259 die aus der Pferdebahnstrecke hervorgegangene Normalspurige nicht elektrifizierte ÖBB-Strecke nach Gmunden Seebahnhof, rechts in grau die von Stern&Hafferl betriebene normalspurige Lokalbahn Lambach – Vorchdorf sowie die meterspurige Lokalbahn Gmunden – Vorchdorf. Nicht eingezeichnet ist die Straßenbahn.
Quelle: Netzplan der ÖBB Infrastruktur
Und hier noch ein inzwischen nicht mehr ganz aktueller Plan von Gmunden selbst:
Quelle: Wikipedia, erstellt von Maximilian Dörrbecker
Meine Tour begann im Bahnhof Lambach. Mit der normalspurigen Lokalbahn könnte man von hier aus nach Vorchdorf fahren – hier steht ET 20.111 bzw. 4944 001 (ex Exertalbahn) auf dem Stumpfgleis bereit. (30.5.2009)
Ich verknüpfte meinen Besuch aber mit einer kleinen Radtour. Nur einen Steinwurf vom Bahnhof Lambach entfernt befindet sich der Bahnhof Stadl-Paura, wo sich die ÖBB-Strecke nach Gmunden Seebahnhof von der Stern&Hafferl-Strecke nach Vorchdorf trennt.
Der Personenverkehr auf der ÖBB-Strecke wurde zum Fahrplanwechsel im Mai 1988 eingestellt, seither dient die Strecke nur noch den Güterverkehr. Inzwischen (seit 2015) endet die Strecke in Laakirchen. Man sieht den Gleisen an, dass auf der Strecke nach Vorchdorf (links) deutlich mehr Züge fahren.
In Vorchdorf parkte ich zunächst mein Fahrrad und fuhr einmal mit der Stadtregiotram nach Gmunden und zurück. Die Züge waren sehr gut ausgelastet (nahezu alle Sitzplätze besetzt, es gab sogar einige Steher). Der Neuheits-Faktor und die noch bis 14. September bestehende Möglichkeit, die Strecke gratis zu befahren, lockten viel Publikum an. Dies hatte leider nachteilige Auswirkungen auf den Fahrplan – bis auf den neuen Abschnitt in Gmunden selbst sind die Strecken eingleisig, die durch die hohe Fahrgastfrequenz verursachten Verspätungen schaukelten sich so auf. Aber das wird sich, wenn sich die Fahrgastzahlen auf normalem Niveau einpendeln, sicherlich verbessern.
Nun ein paar Bilder vom Bahnhof Vorchdorf-Eggenberg – hier das kleine Aufnahmegebäude, das zum schmalspurigen Teil des Bahnhofs gehört:
Ein alter aus der Schweiz stammender vierachsiger Personenwagen wurde zur "Traunsteinbar" umgebaut und steht für besondere Anlässe zur Verfügung (Wagennummer: P 20.225). Bemerkenswert auch die zwei Güterwagen im Vordergrund – ja, es sind tatsächlich zwei, der eine ist kopfüber auf dem anderen verladen.
Bis zur Lieferung der Tramlink-Züge des spanischen Herstellers Vossloh (mittlerweile im Stadler-Konzern aufgegangen) übernahmen diese ebenfalls aus der Schweiz stammenden Triebwagen die Hauptlast des Verkehrs auf der Traunseebahn – hier ET 23.112 am 30.5.2009.
Nun fahren ausschließlich die Neubaufahrzeuge. Das alte Rollmaterial kann auch gar nicht auf der Gesamtstrecke bis Gmunden Bahnhof eingesetzt werden, in Gmunden Seebahnhof wäre Schluss – die dort anschließende Straßenbahnstrecke kann von den Eisenbahnfahrzeugen nicht befahren werden.
Kleine Fahrzeugparade im Schmalspurteil des Bahnhofs mit ET 23.112 und den Tramlinks 128 und 129.
Neben dem Bahnhof waren einige Loren gelagert.
Für den Verkehr von und nach Lambach war der immer noch Design der Salzburger Lokalbahn gehaltene ET 20.109 bzw. 4944 000 eingeteilt. Dieser Triebwagen war früher der Stammtriebwagen auf der Lokalbahn Bürmoos – Trimmelkam; diese Strecke gelangte 1993 mitsamt dem Triebwagen zur Salzburger Lokalbahn. Als das Fahrzeug dort nicht mehr benötigt wurde, kehrte es wieder zu Stern&Hafferl zurück und ist nun auf der Lokalbahn Lambach – Vorchdorf im Einsatz.
Wesentlich eleganter, aber für österreichische Verhältnisse trotzdem gewöhnungsbedürftig wirkt der aus Köln stammende ET 22.133 – meines Wissens nach findet er noch im Schülerverkehr Verwendung. Daneben zwei ehemalige ÖBB-Bahndienstfahrzeuge sowie das Nostalgiefahrzeug ET 24.103.