Servus,
Konstantin hat uns unter dem Titel "Traumhafte Gleislage" abenteuerliche Beispiele gebracht. Beim Stöbern bin ich auf dieses Bild aus dem Bildarchiv der Nationalbibliothek gestoßen:
lg
KLaus
Servus,
Konstantin hat uns unter dem Titel "Traumhafte Gleislage" abenteuerliche Beispiele gebracht. Beim Stöbern bin ich auf dieses Bild aus dem Bildarchiv der Nationalbibliothek gestoßen:
lg
KLaus
Schaut irgendwie nach oberes Belvedere aus.
Katerchen,
so ist es - dort wo heute das Bassin auf der Südseite ist. Die Gleise führen Richtung Ostbahnhof/Schweizergarten. Bild aus 1945.
Klaus,
der sich vorstellt, wie die Züge durch das bekannte schmiedeeiserne Tor hinaus auf den Gürtel fuhren
Unglaublich.
Dank für dieses Bild.
Wahnsinn.
K.
Solche Gleisanlagen gab es in Wien in der Nachkriegszeit mehrere, das waren die sogenannten Trümmerbahnen,
Solche Gleisanlagen gab es in Wien in der Nachkriegszeit mehrere, das waren die sogenannten Trümmerbahnen,
Passt schon. Aber hier ist mir etwas rätselhaft. Welchen Schutt hätten diese Gleise wohin transportieren sollen? Das Schloss Belvedere blieb - wie man sieht - relativ unbeschädigt. Die Richtung Schloss führenden Gleise wenden sich in die Richtung des Westausgangs. Dort können sie jedoch nicht weiter geführt haben, denn dort ist dann zum Eingang eine für Schienenfahrzeuge zu steile Rampe. Nach rückwärts aus dem Bild geht es nur zum Einfahrtstor zum Landstraßer Gürtel. Links und rechts dieser großen Freifläche befinden sich ebenerdige Bauten mit Wohnungen. An der Ostseite des Schlossparks grenzt der botanische Garten und der Alpengarten, also auch keine Gebäude. Welche Trümmer sollten hier transportiert werden? Scheinbar war der große Schlossteich zugeschüttet, sonst müsste man ihn auf dem Foto sehen. Ich kann jetzt nur raten: Nachdem das Foto aus 1945 stammt, war das vielleicht keine Trümmerbahn, sondern ein Kriegsüberbleibsel. Der offensichtlich zugeschüttete Teich würde darauf hindeuten: Im Freigelände des Schlossparks gab es nämlich während des Kriegs 88mm Flaks zum Schutz der Bahnanlagen des Süd- und Ostbahnhofs. Möglicherweise dienten diese Gleise auch dem Munitionstransport (eingelagert im Schloss). Das würde auch den zugeschütteten Teich erklären. Meine Vermutung basiert auf einem alten Schwarz-weiß-Film, der uns in der Volksschule gezeigt wurde und in dem man die Flak in Aktion sehen konnte. Aber - wie gesagt - das ist nur eine Vermutung.
Vielleicht war ja nur irgendwo ein Schuttlagerplatz.....
LG
Martin.
Die Prinzeugenstrasse muss voll mit Schutt gewesen sein, denn dort wurden fast alle Gebäude von Bomben zerstört. Im Besonderen das große Schloss der Rothschild (heute AK) war völlig zerstört. Im Bereiche des Gürtels und des Schweizergartens war sicher genug Platz um den Schutt zu lagern.
Woher nehmt ihr die Gewissheit, dass die Aufnahme aus der Zeit nach dem WK II stammt?
Woher nehmt ihr die Gewissheit, dass die Aufnahme aus der Zeit nach dem WK II stammt?
Betrachte das Bild einmal genau am linken Bildrand, da kannst du die zerstörten Häuser der Prinzeugenstrasse sehen
Woher nehmt ihr die Gewissheit, dass die Aufnahme aus der Zeit nach dem WK II stammt
lg
Klaus
Also bei dieser Gleislage hätte ich keine (und erst recht kein Offizier einer Wehrmachtseinheit) FLAK-Munition transportiert.
Warum auch?
Die Alarmmunition lag geschützt direkt neben der Stellung,
Nachschub wurde mit dem LKW direkt zur Stellung gebracht.
Im Schloss war sicher keine Munition gelagert, man hätte sie arbeitsintensiv händisch über die nicht dafür gedachten Stiegen und Gänge schleppen müssen.
Eine Plane als Wetterschutz über die Munitionskisten im Freien erfüllt den selben Zweck. Gegen einen direkten Bombentreffer hätte auch das Schloss nicht geschützt.
Im Gegenteil, man hätte dann eine hochgefährliche Mischung aus Bauschutt und nicht explodierten Munitionsteilen ....
Außerdem war das Arsenal mit den dafür gedachten Anlagen nur drei Mal umfallen entfernt.
Nein, das war schon eine Trümmerbahn, vermutlich war ein Zwischenlager im Park angelegt worden, die Randsteine des Teiches hat man entfernt (und irgendwo für später aufgehoben) um Lagerfläche zu gewinnen, die Prinz Eugen Straße ist sehr schmal, im Park war aber genug Platz für Schuttberge und "Trümmerfrauen" die die noch brauchbaren Ziegel aussortierten und mit Maurerhämmern den Mörtel abklopften, die gewonnen Ziegel wurden dann auf "Paletten" gestapelt.
Möglich auch, das die Trümmerbahn weiterführte zur Ostbahn und dort auf Normalspurwaggons umgeladen wurde. Von meinem/-r Großvater/Mutter weis ich, dass es im Raum Bf Stadlau/Hirschstetten Schuttgleise gab, dort holte mein Opa in der Besatzungszeit am Wochenende mit einem Handkarren Ziegel und errichtete damit sein Wochenendhäuschen.
Ein weiterer "Schuttlagerplatz mit Materialgewinnung" befand sich übrigens am Schwedenplatz!
Mehrere Trümmerbahnen führten dort hin, sogar eine Mischanlage zum Anfertigen von Beton wurde von der Stadt Wien dort errichtet.
Fotos davon auf wien.gv.at - ich find sie nur leider nicht ...
Schwedenplatz von der Schwedenbrücke aus fotografiert, links am Rand das Haus (heutige Adresse) F J Kai 13, aufg 1945, Bildarchiv ÖNB:
Schwedenplatz Mai 1946, Bildarchiv ÖNB
Am Foto links die Häuser mit Schuttbahn-Gleisen davor, damals noch Adler Gasse, heute Franz Josefs Kai 13 ff, der Schutthaufen zeigt den ehemaligen, 5 Häuser zählenden, Häuserblock zwischen Adler Gasse und F J Kai ....
Schwedenplatz, 1986 (und auch heute noch), aufgenommen fast auf den Meter genau am selben Punkt, nur hat der Fotograf die Kamera etwas weiter nach Norden gerichtet, Bildarchiv ÖNB
Historischer UND aktueller Stadtplan der Situation auf https://www.wien.gv.at/kulturportal/p…vuBteomRQ3w-b-b
Dieses traurige Thema lies mir keine Ruhe mehr, und ich habe doch noch ein paar interessante Fotos gefunden .....
F J Kai, links (und heute auch hinten) Schwedenplatz, Okt 1946, Bildarchiv ÖNB
Tramway (ehem Linie "Z" / 59? zum Neuen Markt) als Trümmerbahn:
Frauen beim Schuttschaufeln in der Innenstadt.
„Die Tegetthoffstrasse in Wien Innere Stadt wird vom Schutt befreit.“, Okt 46, Bildarchiv der ÖNB
Wie groß schon der Schutthaufen ist, wenn "nur" zwei Fensterachsen der Vorderfront und zwei, drei Zwischendecken samt Mobiliar am Gehsteig liegen:
Reisnerstraße 31 im 3.Bezirk nach einem Bombenangriff, Fj 1945, Bildarchiv ÖNB
"Trümmerfrauen" in Wien bei der Arbeit, Mai 1946, Bildarchiv ÖNB
Anm.: die stehen nicht nur herum, die bildeten Ketten und gaben die brauchbaren Ziegel zum Stapeln weiter
August 1945, Bildarchiv ÖNB
Jeder (noch so kleine) Bombenkrater wurde mit Bombenschutt verfüllt, Park in Wien, Sept 1945, Bildarchiv ÖNB
Anm.: sechs Frauen mit Schaufeln, ein Chef(?) ...
Schuttberge vor dem Fenster, Pappendeckel statt Glas im Fenster, aber zumindest ein Dach?, eine Zimmerdecke über dem Kopf ..., Wien 1946, Bildarchiv ÖNB
Zurück zum Ausgangsthema: Schuttbahn, lt ÖNB entstand folgende Aufnahme 1945 in Wien:
im Hintergrund abgestellte Normalspurwaggons, dann gestapelte Gleisjoche?, dann zwei Lohren und im Vordergrund ältere Leute die mit der typischen "Straßenkehrer-Karre" Schutt ausleerend.
Wo könnte die Aufnahme entstanden sein?
Hochinteressante Bilder, danke! Leider gibt es meinem Wissen nach noch keine wirkliche Dokumentation über die Trümmerbahnen. Das Gelände des zerstörten Palais Rothschild ist mir wohl bekannt. Im Winter gingen wir in den Fünfzigerjahren (Volksschulalter) dorthin rodeln. Am unteren Ende stand das Wrack eines abgeschossenen Panzers. Man konnte durch den Drehring (der Turm lag 10m weiter hinein klettern und Panzerfahrer spielen (!).
Hallo!
Zum Thema ein Literaturtip:
Vocelka Karl, Trümmerjahre, Wien 1945 - 1949, Wien/München o. j., Jugend und Volk, Großformat, 127 S.
ISBN 3-224-16063-2
Herzliche Grüße, Konstantin.
Bei dem Thema erinnere ich mich an so manche Erzählung meiner mittlerweile 97-jährigern Großmutter, die selbst eine der Trümmerfrauen war. Unvorstellbar, zwei kleine Kinder, den Krieg knapp überlebt, mein Großvater ein Jahr in Gefangenschaft, das Haus halb zerbombt, sodass die Eingangstüre noch klemmte solange sie dort wohnte, oftmalige Fußmärsche vom 15. Bezirk nach Tullnerbach, wo die Verwandtschaft einen kleinen Bauernhof hatte und Lebensmittel besorgt werden konnten, um die Familie in den frühen Nachkriegsjahren durchzufüttern. Gerne hat sie nie darüber geredet, leider habe ich daher auch nur wenige Erinnerungen mitbekommen. (Sorry für's OT)
zuStefan, das ist ganz und gar nicht OT. MMn. sollte man in der "Geiz ist Geil"- Zeit ruhig öfters solche Erzählungen höhren und sich ab und zu an Zeiten von Früher erinnern. Da gab es noch Zusammenhalt und eine wirklich rughige und besinnliche Zeit......
Hochinteressante Bilder, danke! Leider gibt es meinem Wissen nach noch keine wirkliche Dokumentation über die Trümmerbahnen.
Gern geschehen.
Die Trümmer-/Feldbahnen waren halt nur ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck bei Baustellen damals.
Auch von den Bahnen zu den Baustellen der Flaktürme, die viele Monate mitten in der Stadt bestanden und sogar Tramwaystrecken kreuzten, gibt es nur sehr wenige Fotos.
Fotografieren war teuer damals, nur wer noch "Vorkriegs"-Filme oder Beziehungen zu den westlichen Besatzern hatte konnte Fotos machen. Und die Besatzer selbst natürlich.
Ein Großteil der Fotos aus den ersten Nachkriegsjahren der ÖNB stammen von den Besatzern,
zB United States Information Service (USIS)
und drei, vier einheimischen (Profi-) Fotografen.
... zerstörten Palais Rothschild .... Am unteren Ende stand das Wrack eines abgeschossenen Panzers. Man konnte durch den Drehring (der Turm lag 10m weiter hinein klettern und Panzerfahrer spielen (!).
Alle Fotos aus dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Ein sowjetischer Panzer amerikanischer Fertigung, ein Sherman M4, zwischen dem Kunsthistorischen Museum und dem Naturhistorischen Museum, April 1945
Dt Panzer "Panther", 2.Bezirk, Hauptallee, Sommer 1945
Dt Panzer IV, 2.Bezirk, Praterstern, hinten Franzensbrücken Straße, rechts Eckhaus zur Praterstraße, Sommer 1945
russ T34, Wien 2, Obere Augartenstraße, Sommer 1945
zerstörte deutsche Flak-Geschütze bei der Reichsbrücke, Wien 22, Wagramerstraße, Sommer 1945
deutscher Panzerwagen, Wien 22, Wagramerstraße/Ecke Schüttaustraße, Sommer 1945
deutsches 2cm Flak-Geschütz, dahinter ein auf der Seite liegendes Wrack eines SPz bei der Notkirche in der Wagramerstraße, Wien 22, Sommer 1945
Gäbe noch mehr ...
Zum vorletzten Foto:
Ist ein Amerikaner und kein Deutsches Fahrzeug.
Der Panther ist Ausführung "D" (Erste Ausführung mit Beladeluke Turmseite und Panzer IV KdT- Luke
Der Panzer IV selber dürfte Ausführung H oder J sein, erkennbar an den Thomaschilden (Aufhängung)
Der T34 ist ein T34/85 Bauausführung 1944 (erkennbar am sauber verfugten Bugkannte (Die später sichtbar war)
Wie groß schon der Schutthaufen ist, wenn "nur" zwei Fensterachsen der Vorderfront und zwei, drei Zwischendecken samt Mobiliar am Gehsteig liegen:
Reisnerstraße 31 im 3.Bezirk nach einem Bombenangriff, Fj 1945, Bildarchiv ÖNB
Wenn ich bedenke, daß in diesem Haus mein Sohn in den Kindergarten geht bin ich froh daß wir doch in friedvollen Zeiten (zumindest hierzulande) leben.
LG, Manfred