Hallo zusammen,
In diesem Beitrag möchte ich euch meine Arbeit im Maßstab 1:1 vorstellen, die sich in den letzten Wochen abspielte. Vorweg: Einigen dürften die Fotos bekannt vorkommen - das stimmt, sie waren auch unter https://www.facebook.com/nostalgiebahn zu sehen.
Ausgangsbasis:
Der Elektrotriebwagen 4042.01 besaß bei seiner Auslieferung als ET 11.01 Fabrikschilder, welche auf der Schürze montiert waren. Diese verlor der Triebwagen leider im Jahr 1957, sein Bruder, der 4042.02 etwas früher.
Von dem Fabrikfoto aus 1936 darf ich nur einen Ausschnitt zeigen. Besser als gar kein Foto:
Mit entsprechender Vergrößerung kann man die Texte der Schilder bereits erahnen:
Es steht fest:
2 Schilder (1x AEG Union, 1x Waggonfabrik Simmering), optisch gleich groß, beide mit umlaufendem Rand, blanken Buchstaben und vermutlich schwarz lackiertem "Hintergrund".
Damit stand ich am Anfang der Rekonstruktion. Ich erinnerte mich zurück, dass ich damals vor 9 Jahren beim Abschleifen der Schürze des 4042.01 zugeschweißte Bohrungen gefunden und dokumentiert habe:
Befestigung ehemaliges AEG Union Schild
Befestigung ehemaliges Simmeringer Waggonfabrik Schild
Die zugeschweißten Löcher kann man auch heute noch durch den Lack erkennen. Damit konnte ich die Maße der Schraubenlöcher abnehmen.
Nächster Schritt war es, die möglichst genaue Schrifttype der beiden Schilder herauszufinden. Also hab ich mich um ähnlich alte Fahrzeuge umgeschaut.
In Feldbach wurde ich bei der Elektrolok "E 41" der Steiermarkbahn fündig. Sie wurde 1930 für die "Gleichenberger Bahn" gebaut und ist nach wie vor betriebsfähig vorhanden. Sie sieht aber, ebenso wie die Strecke, einer unklaren Zukunft entgegen. Bislang blieb die Bestellung des Personenverkehrs aus, somit verkehren aktuell keine für die Bahn lebenswichtigen planmäßigen Personenzüge.
Fabrikschild StB E 41
Beim Fabrikschild der Simmeringer Waggonfabrik wurde es anspruchsvoller. Ein heute noch erhaltenes Fahrzeug dieses Herstellers aus den 1930er Jahren - natürlich inklusive Fabrikschild - war schwer zu finden. Letztenendes bin ich dann auf den VT 41.03 (5041.03) gestoßen, der sich beim VEF in Schwechat befindet. Ein dortiger Kollege war so nett und hat mir dieses Foto angefertigt und auch Maß genommen. Die Schraubenlöcher des VT 41 passen mit jenen vom 4042 zusammen, daher können auch die Außenmaße als gesichert angenommen werden.
Fabrikschild VT 41.03
Damit kann die Rekonstruktion weiter gehen. Ich werfe meine Grafikprogramme an und verbringe einige Zeit mit der digitalen Rekonstruktion und Umwandlung der Schriften. Beim Schild vom VT 41 gar nicht so einfach. Diese Grafiken entstanden mit Berücksichtigung der Fabriknummern / Herstellerjahre des 4042.01 nach vielen Abendschichten am PC:
Im Anschluss wurden die Schilder auf Papier ausgedruckt, ausgeschnitten und mit Klebeband an die Schürze vom 4042.01 provisorisch aufgebracht. Maße passen, Poportionen wirken stimmig. Es wird Zeit für den nächsten Schritt.
Da meine Grafikarbeit als Vektorgrafik erfolgt ist, möchte ich diese Daten für die Erstellung von 3D Modellen nutzen. Ein Bekannter hat mir dankenswerterweise dabei geholfen, nachdem ich nicht mehr über die nötige 3D Software verfüge.
Nächster Schritt: Nachdem es jetzt schon ein 3D Modell gibt, will das ja sicher auch gedruckt werden. Voilá:
Da ein Messingguss zu teuer erscheint entschließe ich mich sogut als möglich die Schilder im "Messing-Effekt" zu lackieren. Dies geschieht per Spraydose in mehreren Schichten Decklack und Klarlack:
Letztenendes kommen dann noch die schwarzen Stellen auf den Schildern hinzu. Kurz nach dem Aufbringen der schwarzen Farbe per Pinsel schauen die Schilder mit dem frischen Lack so aus:
Damit ist die Rekonstruktion der Schilder für den Elektrotriebwagen 4042.01 abgeschlossen. Ein sehr spannendes Projekt, dass mir im Laufe der Rekonstruktion sehr viel Spaß gemacht hat.
Nächstes Projekt werden die Fabrikschilder der Elektroverschublok 1161.12 werden. Hier habe ich von einem Bekannten einen Scan eines originalen AEG-Union Fabrikschildes der 1161.16 erhalten. Jedoch fehlt mir für das Schild aus der Wiener Lokomotivfabrik die passende Vorlage. Das nachfolgende Foto gibt leider eine Weiterbearbeitung am PC qualitativ nicht her.
Vielleicht hat jemand einen Tipp für mich? Eventuell lokschnitzer, Altösterreicher (mit ihren beiden schönen 1070.1 Modellen) oder eventuell Bf Authal?
Und zum Schluss noch eine kurze Werbeeinschaltung: Am 21. und 22. Mai sollen die nächsten Einsätze des Elektrotriebwagens 4042.01 sein, dieses Mal in der Steiermark. Am 21. Mai wird die Übelbacher Bahn befahren, am 22. Mai die einstellungsgefährdete und oben erwähnte Gleichenberger Bahn. Die Teilnahme am Programm (2 Tage bzw. 1 Tag) ist in Klagenfurt Hbf, St. Veit/Glan, Leoben Hbf. bzw. Graz Hbf. möglich. Fahrplan auf öffentliche Schnellverbindungen aus Graz Hbf, Wien Hbf, Salzburg Hbf. und Linz Hbf. abgestimmt!
Details: https://www.nostalgiebahn.at/fruehlingsfahrt-steiermark.html
Wichtig: Die Mindestteilnehmerzahl muss bis 5. Mai 2022 erreicht sein, daher bitte rechtzeitig die Fahrkarten kaufen. Sonst wird diese besondere Sonderfahrt abgesagt