Halli Hallo!
Ich verfolge schon seit einiger Zeit mit großem Interesse Eure Diskussion über die Fahreigenschaften des Kleinbahn 5047 und hab einen Vorschlag für ein Fauli-Fahrwerk für den 5047/5147!
Ich bin kein typischer Kleinbahn-Fahrer, sondern hauptsächlich Schmalspurbahner, wobei ich bei meinen Schmalspurfahrzeugen überall den Antrieb zu optimieren versuche. Kaum ein Fahrzeug wird bei mir im Original-Zustand herumfahren.
Beim allgemeinen Vergleichen von Achsständen, Achsdurchmessern, Getrieben, Drehgestellen etc. ist mir nun aufgefallen, daß sich einige in Schmalspurfahrzeugen mehrfach gut bewährte (und auch verfügbare!) Komponenten diverser Hersteller für den 5047 verwenden lassen. So ist z. B. der Achsstand des verkürzten 5047 (bis auf wenige Zehntl) ident mit dem der 2095 von Hr. Stängl. Dieser verwendet hierfür ROCO-Getriebe aus dem N-Programm. Auch passende Räder und Achsen dazu habe ich wiederum im Sortiment von Hr. Halling gefunden; die Zahnräder stammen von Hr. Stängl selbst.
Ich habe mir nun einen meiner 5047 umgebaut nach dem Prinzip, das Hr. Stängl bei seiner 2095 oder beim 4090 verwendet. Für alle, die diesen Antrieb nicht kennen: Beide Fahrzeuge verfügen über einen Mittelmotor (Fauli) mit ausreichend groß dimensionierter Schwungmasse. Über zwei Kardanstangen werden jeweils zwei Schnecken angetrieben, die über ein Zwischenzahnrad die jeweils äußerste Achse des Drehgestells antreiben. Über weitere Zahnräder werden die jeweils inneren Achsen angetrieben.
Bei dieser Konstruktion verzichte ich sowohl auf die Kleinbahn-Motore, als auch auf die Getriebe samt Achsen. Ich brauche lediglich die Bodenplatte und die beiden Drehgestellblenden von Kleinbahn. Baut man nun ein Drehgestell aus, bleibt lediglich in diesem Bereich ein Quersteg mit Loch in der Mitte. Dieses wird soweit gekürzt, daß der Bügel, der das Drehgestell hält und stabiliert, befestigt werden kann und sich das Drehgestell doch frei drehen kann. Dann kommt das Getriebe samt Schnecke von oben in den Bügel, von unten werden dann die Achsen mit Zahnrädern in das Getriebe gesteckt. Die Achsen sind Standard-Teile von Hr. Stängls Straßenbahn-Programm. Die Räder stammen aus dem Sortiment von Hr. Halling und sind ebenso Standardteile. Die Schleifer sind am Getriebekasten befestigt und stammen auch von Hr. Halling. Diese sind besonders dünn und schleifen nahe der Drehachse (und nicht außen am Radreifen!!!). Daher üben sie keinen besonders großen Druck auf die Räder bzw. Radreifen aus und bremsen kaum. (Dies ist beim Kleinbahn 5047 das größte Problem. Versucht man ein Laufdrehgestell mit Schleifern zu versehen (um z. B. eine Spitzenbeleuchtung im Steuerwagen zu machen), dann scheitert man an der zu geringen Reibung des Drehgestells. Die Achsen schleifen meist mit - v. a. im Dummy! Soviel Gewicht hat meist nicht Platz und dann kanns der andere 5047 nicht mehr ziehen. Auch der schleudert...). Die Drehgestellblende ist wiederum von Hr. Stängl und stammt bevorzugt vom 4090 (auch die der 2095 ist möglich!). Die äußere Imitation der Achslager, Federspeicher, Federn etc. des 4090 wird dazu vollständig entfernt. Lediglich die für die Befestigung des Getriebes notwendigen Abschnitte bleiben stehen. Diese werden später dann von der Kleinbahn-Blende verdeckt werden. Die Achsen laufen dann außerhalb der ehemaligen schmalspurigen Drehgestellblende. Man kann sichs so vorstellen wie die Schwungscheiben der 2095, nur halt mit Spurkranz und auf Normalspur! Ganz zuletzt wird bei der Drehgestellblende von Kleinbahn einer der beiden Querstege entfernt und von oben über das Drehgestell gesteckt. An der idealen Befestigung dafür arbeite ich noch. Derzeit liegt sie nur drauf und wandert hinauf unter den Wagenkasten. Aber das läßt sich lösen...
Das wahrscheinlich größere Problem für den Kleinbahn-Fahrer, der dieses System verwenden will, wird die extrem schmale Lauffläche der Radreifen sein (Sind halt H0e-Teile). Ich selbst fahre mit ROCO line ohne Bettung mit schlanken Weichen und extrem flachen Bögen. Daher hab ich die Spur extrem weit gestellt, ansonsten „in“gleist er dauernd. Bei Kleinbahn-Weichen und engen Radien könnte ich mir durchaus vorstellen, daß das zu einem Problem werden kann. Dort muß man wahrscheinlich die Spur enger machen und dann kanns passieren, daß er mancherorts wiederum ingleist. Auch der extrem niedrige Spurkranz macht mir diesbezüglich noch Sorgen. Aber ich werd mich gegebenenfalls nach breiteren Radreifen mit höheren Spurkränzen umschauen. Hauptsache ist, der Achsdurchmesser paßt - der ist fix (Zahräder!). Beim Raddurchmesser kann man ja bestimmte Kompromisse eingehen. Wer sieht mit freiem Auge 4 Zehntl? Und wenn, dann halt den Trafo weiter nach rechts drehen!!!
Soweit die Drehgestelle. Der Motor stammt auch aus der 2095 von Hr. Stängl bzw. aus dem 4090.
Diesen versenke ich in eine der zahlreichen Vertiefungen in der Bodenplatte: etwas ausfräsen, einpassen, mit Spiegelklebeband eingekleben, fertig. Das Band ist etwa 1 mm dick und absorbiert gut eventuelle Eigenschwindungen und Resonanzen vom Motor etc. Von der Seite sieht man den versenkten Motor nicht, nur von unten schaut das Klebeband raus. Einfach in schwarz oder grau anmalen. Fertig!
Es gibt Kardanstangen mit den passenden Längen, um ein Drehgestell anzutreiben. Aufgrund der doch großen Länge des Triebwagens ist es mir noch nicht gelungen, beide Drehgestelle mit nur einem Motor anzutreiben. Da werd ich wahrscheinlich nicht drum herum kommen, die vorhandenen Kardanstangen zu teilen und mit Messingprofilen in der Länge anzupassen. Damit hab ich noch keine große Erfahrung und auch kein gutes Gefühl. Mal sehen. Bin allerdings immer für Ratschläge dankbar!
Derzeit fährt der Prototyp also mit nur einem angetriebenen Drehgestell herum. Das zweite ist ein Laufdrehgestell, macht allerdings aufgrund der geringen Reibung der Schleifer kaum Probleme mit Blockierern... Das Fahrverhalten ist wunderbar. Vor allem der überaus großzügig dimensionierte Auslauf ist beeindruckend. Dieser wird nicht zuletzt von der Platine unterstützt, auf der bestimmte Bauteile beim Abfall der Spannung auf der Schiene die Lampen wegschalten, die nur allzu rasch den Strom verbrauchen und das Ding aprupt zum Stillstand bringen. Auch diese Platine ist ein Standard-Teil und stammt aus dem 5090 von Stängl. Sie beinhaltet gleich eine digitale Schnittstelle, die Vorwiederstände für die Dioden-Beleuchtung der Zugspitzen und zwei Glühlämpchen zur Beleuchtung des Fahrgastraumes. Diese Platine ist leider nicht mehr verfügbar. Man kann aber leicht die der 2095 (ohne Dioden und Innenbeleuchtung) oder die des 4090 verwenden. Auch Hr. Halling hat eine adaptierbare vom 5090. Selbstbau-Platinen mit geraden Leiterbahnen tuns auch. In allen Fällen kommt die Platine direkt unters Dach. Genauso wie der Pastik-Teil, in den Kleinbahn die Dioden einbaut.
Eine zweite Schwungmasse läßt sich natürlich auch noch auf der zweiten Seite des Motors aufpressen, dann wirds aber schon fast pervers. Da braucht man schon 1,5 Meter lange Signalbereiche, um das Ding aus voller Geschwindigkeit überhaupt automatisch zum Stehen zu bringen!!!
Die letzte Komponente meines Protoyps fehlt noch gänzlich: Die Inneneinrichtung. Da hat mir Hr. Stängl jemanden vermittelt, der mir ein Urmodell (gebastelt aus allen möglichen Materialien) in Metall abgießen könnte. Diese Inneneinrichtung würde dann das Gesamtgewicht erhöhen und auch den Schwerpunkt schön niedrig halten. Es würde gleich die Halterung für die Platine und die Zugspitzenbeleuchtung integriert werden. Aber das ganze ist noch Zukunftsmusik.
Nun zu einem leider etwas bedrückenden Detail: der Preis. Man muß pro Getriebe samt Zahnrädern so ca. 12 Euro rechnen, für den Fauli ca. umgerechnet 40 Euro. Für all die anderen Komponenten wie Achsen, Kardanstangen, Platinen etc kann ich keine Preise angeben, da ich sie aus verschiedensten Fahrwerken meiner Sammlung entnommen habe. Also kann sich der Endbetrag sicher auf den zweieinhalbfachen Neupreis von Kleinbahn akkumulieren.
Für alle, die sich durch diese Summen abgeschreckt fühlen. Ich hab auch einen absolut preiswerten Motor gefunden, den man statt des Faulis verwenden kann. Dieser kostet wenige Euros (!) ohne Schwungmassen und paßt eigenlich noch besser als der Fauli in den 5047. Er wurde von Hr. Stängl früher einmal verwendet, um den 5090 anzutreiben. Er ist zwar etwas lauter als der absolut geräuschlose Fauli, aber halt viel viel billiger. Außerdem kann man dann jedes Drehgestell mit einem eigenen Motor antreiben und erspart sich die langen Kardanstangen, die vielleicht dann erst recht wieder Wirbl machen. Die Fahreigenschaften sind zwar nicht die vom Fauli, aber durchaus akzeptabel.
Der Grund für das für viele wenig akzeptable Fahrverhalten des Kleinbahn 5047 liegt meiner Meinung nach im grindigen (Tschuldigung!) Antrieb: mit M4 Muttern befestigte Zahnräder mit 1 cm Durchmesser und 7 Zähnen gehören eigentlich nicht mehr in ein heutiges Modell um doch satte 70 oder mehr Euro. Außerdem sind die Radreifen so dick, daß kaum Platz bleibt zu den Drehgestellblenden. Diese streifen dann und vernichten jeden Auslauf. Die Monster-Schleifer tun das Ihrige dazu, daß das Ding fährt wie ein Panzer auf Beton. Nun genug geschimpft.
Bei Interesse an diesem doch umfangreichen Umbau werd ich gern Bilder davon machen. Wenn ich einmal fertig bin damit, wär ich auch froh, wenn der Triebwagen mal ein Paar Proberunden auf einer richtigen Kleinbahn-Anlage drehen könnte. Bin schon gespannt auf Euer feedback.
Ich hab leider momentan beruflich kaum Zeit, an diesem Vorhaben weiterzuarbeiten, aber das wird sich wahrscheinlich in wenigen Monaten geändert haben. Dann mehr.
mfG Jochi