Hier nun der in anderem Topic bereits "angedrohte" Umbau - und Reparaturbericht einer AC - analog gefahrenen Voith Maxima H0 Diesellok der sächsischen Waggonfabrik Stollberg/Erzgebirge.
Nachdem ich ein Exemplar eines Stummiforenkollegen in mehreren Abschnitten zur Überarbeitung hier hatte die seit Jahren aufgrund der technischen Probleme (die es verunmöglichten sie auf der Anlage einzusetzen) ein Vitrinendasein fristen mußte, fasse ich deren mechanische Unzulänglichkeiten und Behebungen jetzt hier zusammen. So wunderschön das Modell das mittlerweile nur noch gebraucht erhältlich wäre auch ist, muß ich jedem der technisch nicht sehr erfahren ist und/oder kein Bastelobjekt sucht von einem Erwerb strikt abraten denn leider ist das Modell ein Paradebeispiel dafür das sich Vorbildtechnik nicht einfach so im Modell umsetzen lässt.
Bei dem Modell wude versucht den Antrieb möglichst vorbildnah zu gestalten sprich ein in Fahrzeugmitte liegender Bühlermotor mit Schwungmasse überträgt sein Drehmoment mittels Zahnriemen auf eine tiefliegende fahrzeugmittige Zwischenwelle von der die Kraft mittels zweier Kardanwellen zu 2 x 3 Einzelachszweigangschneckengetrieben geleitet wird. Nachdem die Kardanwellen zu den beiden inneren Achsgetrieben führen bedingt dies eine relativ große Winkelablenkung und auch einen Längsausgleich innerhalb der Kardanschalen; beides ist eine Hauptursache für die auftretenden Troubles. Drehgestelle sind zapfenlos auf Schwenkplatten druckgefedert aufgehängt, Zugkraftübertragung auf den Rahmen erfolgt vorbildgetreu über eine separate tiefliegende Zugstangenanlenkung mit Kugelköpfen. Radsätze sind über Achsstummel in kleinen Gleitlagerbuchsen in den Drehgestellblenden gelagert, die Achsgetriebe hängen "fliegend" auf den Achswellen.
Folgende Mängel wurden bei mittlerweile mehrmaligen Werkstattaufenthalten bei mir festgestellt:
1) Cliphalterungen sowohl der Drehgestellschwenkplatten als auch die der Tiefzugstangenanlenkung im Aluzinkdruckgußrahmen sind unzureichend sodaß nur durch den Posttransport in der Originalverpackung diese auf einer Seite ausgehängt waren was dazu führte das auch die Drehgestellfedern lose in der Verpackung lagen und die Kardanwelle ausgehängt war.
2) Mittelschleifer ist bedingt durch seine zu kurze Auflage ne Fehlkonstruktion da er sich Schmutzstellen regelrecht sucht um dann auf diesen gnadenlos stehenzubleiben.
3) Schwungmasse des verbauten Bühlerqualitätsmotors aufgrund des mechanischen Zahnriemen - und unnötigen Schneckengetriebewiderstandes bedingt durch 6 Achsschneckengetriebe völlig unzureichend - hätt man sich auch sparen können da der damit erzielte Auslauf praktisch vernachlässigbar ist.
4) Materialpaarung zweigängiger Schnecken - Achszahnräder ungeeignet, deutlich sichtbare mittige Abrasionsspuren an den Messingzähnen trotz erst minimalsten Einsatzversuchen.
VoithMaximaAchszahnradPitting.jpg
5) Antriebsgleitlager zu schmal ausgeführt denn die sollten lt. für Gleitlagerungen üblichen technischen Vorgaben bei diesen geringen Durchmessern zumindest den Wellendurchmesser als Breite aufweisen um eine entsprechende Lebensdauer zu erreichen.
6) Kardanwellenschalen gehörten in eine drehgestellmittelpunktnahe Position und nicht an deren Enden, dadurch unnötiger Verschleiß durch Ablenkung und Geräuschentwicklung.
7) Fehlende Haftreifen führen zu für das Riesenbaby unzulänglicher Traktionsleistung.
8; Schlechte Kabelqualität führt zur Hüllenverhärtung innert weniger Jahre.
9) Trotz der Möglichkeit in der Kraftübertragung einen 3,5 mm breiten Zahnriemen zu nutzen wurde nur ein 1,5 mm breiter verwendet der außerdem nur gering mit Kevlarfasern armiert und daher ausfallsgefährdet ist.
10) Deutlich zu schwache Auslegung der Kardanwellenschalen und Kardanköpfe für das bedingt durch sechs Achsgetriebe mit aufgrund ihrer Zweigangschnecken nur geringem Untersetzungverhältnis.
11) Während des Betriebs aufspringende zuwenig arettierende Getriebegehäuseverbindungsrastnasen auch durch zusätzliche Mittelschleiferhalterungsbelastung beim ersten und dritten Achsgetriebegehäuse.
Durchgeführte Korrekturen:
1) Clipbefestigungen der Drehgestellauflage und einseitig der Tiefzugstangenanlenkungen (wegen nötiger Kabeldürchführung auf einer Seite) durch Einsetzen passender kurzer Spreizschrauben gesichert die verhindern das sich die Clips ungewollt aushängen können.
2) Mittelschleifer umgeformt und auf ihn punktuell mittig einen konventionellen Schleiferschuh angelötet sodaß er jetzt zumindest vier hintereinander abgeklebte Pukos am Gleis ruckfrei passiert; Kabel zum Mittelschleifer auf der anderen Lokseite durchgeführt um einseitig die vorher erwähnte Spreizschraube einsetzen zu können. Amüsanterweise läuft meine Schleifermodifikation auch noch merkbar leiser als der Originalschleifer...
3) Vier Räder bekamen eingedrehte Haftreifennuten damit mit Märklinpatschen eine angemessene Zugkraft erreicht wird.
4) Einen 5 Ohm/5 Watt Keramikmotorvorwiderstand eingesetzt der einerseits die Vmax auf zivilere Werte runtersetzt, ein sanfteres Anfahren ermöglicht aber auch den Motor so schwächt das er nur mit allerletzter Kraft gerade noch die Räder bissl schleudern kann; dies als "Überlastschutz" der Achsgetriebe.
5) Steife Kabel zu den Drehgestellen wo nötig ersetzt.
6) Mikrorastnasen bei allen Getriebegehäusen konsequent verklebt.
7) Gesamte Kardankraftübertragung durch Uraltathearnteile aus der Schrottliste ersetzt da diese nicht nur ansprechend dimensioniert sind sondern auch einen Längenausgleich durch Schiebestücke bieten. Dazu mussten am Unterbau der Maxima erhebliche Fräsarbeiten durchgeführt werden um Platz für die voluminöseren Athearnteile zu schaffen.
8; Die im Modell völlig kontraproduktiven Rückstellvorrichtungen der Drehgestellschwenkplatten wurden ersatzlos entfernt; dies hat auf die Schwenkbegrenzung der Platte keinen Einfluß aber verhindert in engeren Kurven unnötigen Spurkränzedruck auf die Schienen und ergibt dort einen merklich geringeren Laufwiderstand.
9) Ersatz des Zahnriemens durch aus einem 7 mm breiten, von mir mittig geteilten Exemplars mit Federstahlfädenarmierung um die gesamte Riemenscheibenbreite zu nutzen.
Bin mal sehr gespannt auf eventuelle Erfahrungsberichte aus dem Kollegenkreis falls jemand auch diese "Sachsenzicke" besäße...
Edit: Der "Konstruktionsfehler auf 12 Rädern" ist aktuell nebst paar anderen überarbeiteten Loks wieder auf dem Rückweg zum deutschen Kollegen; werd dann berichten ob die sich Umbauten auch im Anlageneinsatz bewähren nachdem ich hier als "DCler" nur ein C - Gleis Testoval mit Weiche zur Verfügung habe.