Hallo Freunde,
nachdem mir letzten Freitag 2 liebe Hobbykollegen unabhängig voneinander sagten "ich besitze ein Multimeter aber ich kenn mich damit nicht aus" (sinngemäß) habe ich mich mal bemüht, einen kleinen "Grundkurs Multimeter" zu erstellen, um vielleicht dem Einen oder Anderen die Scheu zu nehmen.
Prinzipiell gilt:
- Erst überlegen, WAS ihr messen wollt und dann mit dem Gerät hantieren.
- IMMER die Sicherheitsregeln beachten. Nicht an offenen Geräten rummessen, welche am Netz hängen. Dies macht ausschließlich ein FACHMANN mit einer entsprechenden Ausbildung.
Und schon gehts los:
Erste Stellung, welche uns das abgebildete Multimeter (zufällig genau jenes, welches ich auch nutze) anbietet, ist WechselSPANNUNG.
Einheit der Spannung ist Volt und als "Laie" messen wir NUR bis maximal 48V (und das kann bei nassen Händen auch unlustig sein). Modelleisenbahn fährt im Bereich bis ca 19V (in H0), dies gilt als harmlos, deshalb lassen wir ja auch Kinder und Enkerl ran.
Die Messspitzen an die beiden Ausgänge der Spannungsquelle (oder zum Beispiel an die Kontakte des Motors, welcher theoretisch laufen sollte, es aber nicht tut...) und schon sollten wir etwas ablesen können.
Beim Messen der Wechselspannung ist aber die Gefahr groß, "Mist" zu messen, denn ein günstiges Multimeter kann nur Sinuswechselspannungen (und auch Ströme) sauber messen, für anspruchsvollere Messungen benötigt man ein True RMS Multimeter (das abgebildete Fluke kann das übrigens), aber für unsere Hobbyansprüche nicht unbedingt notwendig. Wer natürlich GENAU wissen will, wie hoch der Spannungsabfall einer digitalen Anlage im letzten Eckerl seiner Anlage ist, der muss mehr Geld investieren.
Das Messen der Gleichspannung ist sinngemäss genau gleich, jedoch müssen wir dem Multimeter mitteilen, dass wir nun Gleichspannung messen. Dazu drehen wir den Einstellknopf eine Raste weiter.
Hier noch der systematische Messaufbau - ich hoffe, man versteht, was ich zeigen will:
Der Motor im Bild ist nur um zu demonstrieren, dass wir eben auch am Verbraucher messen können, "ob was ankommt" - oder eben nicht.
Wollen wir einen Widerstand messen (geht viel Einfacher als Ringerl ablesen!), dann drehen wir den Knopf noch eine Raste weiter. Das Ohm-Symbol zeigt uns gleich an, was wir nun messen.
WICHTIG: KEINE Spannung an die Meßspitzen - dies kann das Messgerät beschädigen. Also nicht versuchen, den Innenwiderstand einer Batterie so zu messen - das klappt NICHT.
Für uns als Modellbahner quasi unverzichtbar - der Durchgangstest:
Am abgebildeten Multimeter müssen wir dazu die rot eingeringelte Taste drücken, bis das Symbol im Display erscheint. Zum Testen hält man die beiden Meßspitzen zusammen, wenn es piepst, geht es los.
Jetzt können wir sehr einfach Verbindungen "auspiepsen", egal ob wir den Kontakt der Räder über den Schleifer bis zur Platine oder aber ein unter der Anlage im Verborgenen befindliches Kabel auf Durchgang testen wollen - hiermit gelingt es. Dies ist KEINE qualitative Aussage, sondern nur ein Ja/Nein. Wie gut die Verbindung ist, testen wir mit der zuvor beschriebenen Widerstandsmessung.
Ab und zu sind Ströme interessant. Wie viel Strom braucht der Motor? Läuft der Motor/Antrieb schwergängig, ist die Stromaufnahme immer höher, was auch bis zum Schaden am Decoder gehen kann (wobei neuere Decoder gut gegen Überlast und Übertemperatur geschützt sind).
Der Messaufbau hierbei ist aber SERIELL - Erklärung gleich unten.
Zuerst die Einstellung: Wir müssen die ROTE Messleitung hierzu an einen anderen Eingang stecken. Dieser ist mit einer Sicherung im Gerät abgesichert, welche bei zu hohen Strömen zügig durchbrennt, um den Messwiderstand (Shunt) im Messgerät zu schützen.
Man unterscheidet hier den Messbereich für niedrigere Ströme:
Folie6.JPG
und jenen für höhere Ströme:
Der Messaufbau ist wie folgt:
Das Messgerät muss IN den Stromkreis geschalten werden, der Strom (nicht die Spannung) fließt durch das Gerät. Das abgebildete Multimeter kann Ströme bis 10A messen, was für uns Modellbahner mehr als ausreichend sein wird (Ja, auch Spur I...).
Nachtrag: Messen von Kapazitäten:
Hierzu muss das ans Messgerät der Kondensator polrichtig angeschlossen werden. IN der Schaltung - wie hier schon beschrieben wurde, geht das NICHT. Zumindest ein Pol des Kondensators muß "offen" sein. Achtung - wenn ich mit den Fingern drantappt, kann das Messergebnis auch bereits verfälscht werden.
Die Vorgehensweise des Umschaltens ist natürlich je nach verwendete, Multimeter unterschiedlich, die Arbeitsschritte sind aber IMMER die Gleichen.
Ich hoffe, ich konnte so dem Einen oder Anderen die Scheu vor dem Multimeter ein bisschen nehmen. Hier im Thread können natürlich diesbezüglich gerne Fragen gestellt werden. Wenn es tiefer in die Elektronik geht, haben wir hier auch einige Experten, die hier gerne antworten können (es sind eh immer die selben "Verdächtigen").
LG
Bernhard
Edit:
28.10.: Kapazitätsmessung von Kondensatoren hinzugefügt
