Gschichtn aus dem Arbeitsleben. Lokführer und andere Berufe

Zitat von Krumpen-Bahner

Ich jetzt tatsächlich auch! Ich meine es jetzt absolut nicht böse, aber sorry, vom Eisenbahnerdasein hast du ned viel Ahnung oder? Hier gab es nämlich die letzten 25 Jahre erhebliche Änderungen: Bereitschaftsschichten müssen zum Beispiel eingegrenzt werde auf früh, spät oder Nachtdienst, weil man erkannt hat, dass es auch Menschen sind, die eine Planung benötigen! Das jetzt so abzutun wie Du ist einfach etwas ignorant! Der Unterschied, Tfzf oder Tf zu sein von vor zig Jahren und heute ist signifikant. Und die Änderungen wurden eben eingeführt, weil nicht jeder vereinsamen will bei der Bahn und auf teilweise jegliche soziale Kontakte verzichten muss.

Idealismus und Kompromisse ja, aber die Spaß an der Freud kann nicht ALLES andere ausgleichen.

Wenn die Bedingungen so mies sind dann könnte man den Arbeitgeber wechseln oder einen andern Beruf ergreifen...

Zitat von 2102michael

Wenn die Bedingungen so mies sind dann könnte man den Arbeitgeber wechseln oder einen andern Beruf ergreifen...

Im Umkehrschluss steht die Mühle dann? Na hawidere. Eure 50er Jahre Denkweisen sind echt anstrengend. Sorry…

Zitat von 2102michael

Wenn die Bedingungen so mies sind dann könnte man den Arbeitgeber wechseln oder einen andern Beruf ergreifen...

Du machst es Dir meines Erachtens zu einfach. Ich will mich nicht streiten, aber Deine Kernaussage ist im Prinzip, dass es keine Verbesserungen im Schicht- und Wechseldienst braucht, weil wenn man engagierter Vollbluteisenbahner ist, reicht Freude am Beruf, alles andere braucht es nicht. Das ist definitiv falsch! Ich habe eine Auswertung über gefährliche Ereignisse im Bahnbetrieb erstellt, das war 2015, die Auswirkungen ungünstiger Nachtdienste in Verbindung kurzer Übergänge und Schichtlängen über 08:00 Uhr morgens hinaus hatte unmittelbare Auswirkungen auf Signalverfehlungen.

Aber klar, der Eisenbahner ist nichts wert, er muss sich den Laufplänen seiner Tfz richten und nicht umgekehrt. Glücklicherweise stehen nur wenige auf derart veralterten Standpunkten.

Zitat von Krumpen-Bahner

Aber klar, der Eisenbahner ist nichts wert, er muss sich den Laufplänen seiner Tfz richten und nicht umgekehrt. Glücklicherweise stehen nur wenige auf derart veralterten Standpunkten.

Das kam jetzt wie das Amen nach dem Gebet.

Denn selbst hier im Forum finden sich Leite die bis heute behaupten:

Eisenbahner verdienen zu viel!
Eisenbahner gehen zu früh in Pension!
Eisenbahner sind viel zu verwöhnt!

Ich wünsche jedem dann mal einen Tag Stress am Führerstand…

Zitat von Knolli

Das kam jetzt wie das Amen nach dem Gebet.

Denn selbst hier im Forum finden sich Leite die bis heute behaupten:

Eisenbahner verdienen zu viel!
Eisenbahner gehen zu früh in Pension!
Eisenbahner sind viel zu verwöhnt!

Ich wünsche jedem dann mal einen Tag Stress am Führerstand…

So ist es! Jeder, der sich drauf einlässt weiß, dass es sein kann, dass er Weihnachten arbeitet. Dass es sein kann, dass er nicht zum Clubabend kann. Dass es sein kann, dass von vier Wochenenden nur eins frei ist. Dass es sein kann, dass er nach der fünften Nachtschicht, die von 00:25 Uhr bis knapp Mittag geht, nicht mehr weiß, ob er Männlein oder Weiblein ist (die offiziell als Frühschicht deklariert ist!!!).

Aber auch jeder weiß: DASS ES NICHT SEIN KANN, DASS ES KEINERLEI BESTREBUNGEN ZUR VERBESSERUNG GIBT UND WORKLIFEBALANCE BEI EISENBAHNERN NUR UNNÖTIGE PHRASEN SIND! Gerade das letzte Beispiel zeigt, dass Optimierungssoftware wie Carmen oder Cas keinerlei Rücksicht auf das Medium Mensch nimmt! Und sowas wird aktuell sukzesive abgeschafft, ohne dass glücklicherweise selbsternannte Bahnexperten oder sonstige Kritiker darauf Einfluss nehmen!

Tja das ist aber nicht nur bei der Bahn das an Weihnachten usw gearbeitet wird. Mein Herr Sohn ist im Krankenhaus tätig, was glaubt ihr da wie das aussieht? Auch nicht anders, nur ER beschwert sich nicht. Nur mal so am Rande bemerkt, wie ich in meiner Stellungnahme geschrieben, in jeden Beruf gibt Vor.- und Nachteile. Sogar ich in der Privatwirschaft hatte mehrmals an Wochenenden gearbeitet.

Das ist korrekt. Aber im Krankenhaus ist es halt ein Schichtsystem und kein Wechseldienst. Das bedeutet, dass die vierte Nachtschicht nicht auch von 22:00-06:00 Uhr geht, sondern zum Beispiel immer früher wird: 05:37 Uhr, 04:59 Uhr, 04:11 Uhr und 02:48 Uhr. Das ist ein Unterschied! Die Verantwortung dagegen ist vergleichbar, meine Frau ist Krankenschwester in der Urologie.

Es beschwert sich übrigens auch keiner, aber es gibt Verbesserungspotential und das sollte nicht voreilig abmoderiert werden

Hallo, habe fast 38 Jahre im Durchfahrbetrieb in der Papierindustrie gearbeitet. Anfangs in einem 7er Schichtrad ( 7 Nacht- 2 Tge frei , 7 Nachmittag - 1 Tg frei, 7 Früh- 6 Tge frei ). War sehr anstrengend, vor allem für die Familie. Zum Schluss gabs ein 2-Früh, 2-Nachm., 2-Nacht., 4 Freitage System, was eine wesentliche Erleichterung darstellte. Leider wurde andererseits die Personaldecke nur mehr für Normalbetrieb berechnet, was zur Folge hatte dass bei längeren Ausfallzeiten von Kollegen 12 Stundenschichten und Sonderschichten an den Freitagen geleistet werden mussten. Freizeitaktivitäten in Vereinen oder an WE meistens nicht dabei. Aber dafür war der Verdienst überdurchschnittlich und ich konnte auch früher in Pension gehen. Nur Rosinen gibt es nirgends, aber auch nicht alles ist schlecht am Schicht- oder Turnusdienst. Man muss halt wie überall sonst Komromisse eingehen.

Ich denke wer zur Eisenbahn als Lokführer geht ist sich bewusst dass dies kein neun-bis-fünf Job mit Gleitzeit, Homeoffice und Obstkorb ist.

Ich lese hier bei den Diskutanten viel Empathie für den Beruf heraus im Sinne von Berufung, egal ob 24 Jahre alt wie der Knolli Matthias oder bald mal im Ruhestand wie der cknop Christian die ich beide auch persönlich kenne und schätze.

Wenn ein Arbeitgeber gute Mitarbeiter haben will, dann muss er diese pfleglich behandeln, entsprechend gut bezahlen und ein adäquates Angebot an Freizeit bieten.

So habe ich es jedenfalls auf meinen Führungskräfteseminaren gelernt und auch gelebt.

Ich denke, das sollte auch für die ÖBB gelten, no na.

Wenn man die berufenen (und auch weniger berufenen) Mitarbeiter auslutscht werden sie gehen, in ein Burnout kippen oder möglicherweise Fehler machen die speziell bei einem Lokführer fatale Folgen haben können.

Das verbessert auch nicht gerade den latenten Personalnotstand.

Just my 2 cents.

Liebe Grüße

Peter

Es gibt genug Beispiele für Berufe, wo es ähnlich schwer ist oder sogar deutlich anstrengender (Arzt im Krankenhaus in Bereitschaft).

Mir geht es lediglich um Pauschalisierungen. Dafür habe ich denke ich in einigen Beiträgen Beispiele genannt. Vielerlei ist es bereits deutlich besser geworden und manche Mythen (haben wir immer schon so gemacht) wurden aufgehoben.
Was bleibt ist eine deutlich höhere Belastung im Fahrdienst, da ist schon zwischen Fdl und Tfzf ein großer Unterschied. Dies wollte ich aufzeigen und das ist mir gelungen denke ich. Totschlagargumente wie „dann wechsle den Beruf wenn’s nicht passt“ oder „mit Freude am Beruf macht das nichts“ zeugen schlichtweg von Unkenntnis und Ignoranz der Materie.

Zurück zum Thema! Morgen streiken die Buslenker und Buslenkerinnen! Sicher nicht ohne Grund.

Zitat von 2102michael

Wenn ich mir einen Beruf aussuche dann sollte ich mir schon vorher überlegen welche Implikationen auf mein Leben meine Berufswahl hat.

Das überlegen sich eben möglicherweise viele, wenn es einen Mangel an Arbeitskräften bei der Bahn gibt. Wenn ein Arbeitgeber einfach nur sagen würde, dass man bei ihm mit schwierigen oder schlechten Arbeitsbedingungen rechnen muss, dann darf er sich nicht über ausbleibende Bewerbungen wundern.

Zitat von 2102michael

Wenn man mit seinem Dienstverhältnis nicht zufrieden ist steht es einem frei dieses zu wechseln und sein Glück bei einem anderen Arbeitgeber zu suchen.

Das wäre dann eh positiv, wenn es einen Wettbewerb um bessere Arbeitsbedingungen gibt.

Zitat von Herbert G

Zurück zum Thema! Morgen streiken die Buslenker und Buslenkerinnen! Sicher nicht ohne Grund.

Kann ich gut verstehen die Buslenker!

Lange mitgelesen und mein Senf dazu: auch ich war 42 Jahre im Schicht- und Wechseldienst, wie es bei uns hieß. Und die "Normalschicht" waren IMMER 12 Std. Und ich weiß gar nicht mehr wie oft ich 12 Std dranhängen mußte. Wurden natürlich relativ gut bezahlt. Vor allem wenn es ein Sonntag war.

Bemerkbar machte sie dies aber erst in den letzten 15 Jahren. Davor war 's erträglich. Aber man wußte auch von Anfang an: "Der Beamte HAT Überstunden zu leisten". Wie viel es dann geworden sind, hat man erst später gemerkt.

Aber ich habe es eigentlich gut überstanden und hätte auch nicht gewechselt, irgendwo andershin.