Hallo Zusammen
Heute möchte ich euch eine kleine Bastlerei, ein Experiment vorstellen - die unabhängige H0 Lok. Was soll das sein? Ein H0 Lokmodell welches unabhängig von Strom / Digitalsystem auf Anlagen fahren kann. Wozu brauch man das ? Man braucht das gar nicht, es ist ein Experiment, ich wollte sehen ob das auch in kleinen Baugrössen funktionieren wird.
Im Modellbauhobby werden viele Modelle mittels Akku mit der nötigen Energie versorgt, etwa RC-Cars. Bei Modellbahnen wird das vor allem bei grösseren Masstäben, ab Spur 1, angewendet. Verbreitet ist das z.B. in den USA oder im vereinigten Königreich bei den dort beliebten Gartenbahnen. Es sind deswegen viele Teile zum betreiben von mit Akku versorgten Modellen zu kaufen. Ich habe selbst schon einige Spur 1 Modelle so umgebaut um diese auch auf Anlagen für Echtdampfmodelle, also ohne jegliche Stromversorgung, fahren zu lassen. Gewisse Erfahrungen sind daher vorhanden. Ist das nun auch in Baugrösse H0 vernünftig möglich? Das galt es herauszufinden. Bei der Auswahl der Akkus könnte man Lithium Akkus bevorzugen. Ich habe aber eine grössere Abneigung gegen diesen Typ, verursacht durch negative Erfahrungen (Brand). Bei meinem bisherigen Modellen kamen daher NiMH Akkus zum einbau, das sollte so bleiben.
Ich suchte nach einem geeigneten Modell, es muss genügend Platz für 12 AAA Akkuzellen im inneren vorhanden sein denn die Akkus in einem Beiwagen mitzuführen habe ich von Anfang an ausgeschlossen. Ausgewählt habe ich eine BLS Ae 8/8 von HAG, das Modell mit nur einem Motor.
Das Modellist eine ältere Konstruktion und für den H0 Masstab etwas zu gross, bietet aber im Inneren viel Platz da es bis auf den Antrieb in der einen Hälfte sonst fast leer ist. Ich habe ein älteres schon verbasteltes Modell für wenig Taler erworben.
Als erstes musste eine neuer Antrieb rein. Der eingebaute Motor vom Typ HAG 66 verbraucht zu viele Miliampere. Also alles zerlegen, diejenigen Teile welche weiter verwendet sollen wurden gründlich gereinigt:
Dann muss das Motorgehäuse etwas bearbeitet werden um den neuen Antrieb, ein Maxon-Motor und Schneckengetriebe einbauen zu können:
Es geht natürlich auch mit der Säge / Feile.
Zusammengebaut schaut das Motordrehgestell so aus:
Damit ist der Aufwändigste Teil auch schon erledigt.
Die Akkus sind in drei Pakete zu 4 AAA Zellen aufgeteilt, solche sind im Modellbaugeschäft als Empfängerakkus erhältlich. Alles auf beide Chassis aufgeteilt schaut dann so aus:
Natürlich muss auch noch eine Funkfernsteuerung rein, zu sehenn ist der Receiver neben dem vorderen Akkupaket, ein Empfänger plus Fahrregler in einem. Einfach an das Akkupaket angeklebt. Diese Baugruppe habe ich in England bei einem Anbieter für Gartenbahzubehör gefunden.
Das ist noch nicht ganz alles, die Akkus müssen geladen werden können, dazu ist eine Ladebuchse notwendig. Auch ein Schiebeschalter brauchts um das Modell ein / ausschalten zu können. Dazu habe ich die Lufttankatrappe am Unterboden etwas modifiziert um die Teile fast unauffällig einbauen zu können:
So umgebaut konnte das Modell erste Testfahrten auf einer im Bau befindlichen Anlage eines befreundeten Modellbahners absolvieren. Leider hielt der Schneckenantrieb nicht stand, die Schnecke war nach kurzer Zeit zerstört. Als Ursache stellte sich die mangelhafte Qualität der verwendeten Getriebeteile heraus. Nach der Reparatur funktionierte es tadellos auf Anlagen mit verschiedenen Gleisfabrikaten, sowohl auf Märklin Wechselstrom wie auch auf diversen Gleichstromgleisen. Einzig auf den Blechgleisen von Märklin funktioniert die Überfahrt mancher Weichen nicht zuverlässig. Das Modell laüft mit einer Akkuladung je nach angehängter Last ca. 3 bis 3.5 Stunden. Die Akkus sind schnelladefähig, also nach ca. 1 Stunde laden läufts wieder.
Auch der Hersteller, die Firma HAG wurde auf mein Experiment aufmerksam. Und das der etwas aufwändige Umbau des Antriebs doch nicht unbedingt nötige wäre berichte ich gerne in einem weiteren Beitrag wenn Interesse besteht?