Hallo Kollegen!
Dieses Ding wurde hier schon da und dort erwähnt, aber ich finde dieses Projekt ist umfangreich und ambitioniert genug, dass es hier eine eigene Diskussion verdient. Weiß nicht wie ihr das seht .
Erstmal ein paar Infos die ich zusammengetragen habe.
Das dac4eu Konsortium bestehend aus DB, DB Cargo, RCA, SBB Cargo, GATX, Ermewa und VTG möchte bis 2024 die digitale, automatische Kupplung (deutsch: DAK, englisch: DAC) für den Güterverkehr in Europa zur Serienreife bringen. Anschließend soll sie bis 2030 bei sämtlichen Güterwagen installiert werden. Die Wagen werden dabei ihre Puffer verlieren.
Diese Kupplung soll ein automatisches Kuppeln der Waggons ermöglichen, und auch Luft-, Strom- und Datenverbindungen automatisch herstellen. Bei der vorerst geplanten Stufe 4 muss das Entkuppeln weiterhin manuell durchgeführt werden. Herumklettern zwischen den Puffern soll damit aber Geschichte sein.
Durch die durchgehende Datenverbindung und entsprechender Sensorik auf den Waggons soll auch eine automatische Bremsprobe und Erfassung der Wagenreihung möglich werden. Auch soll es eine elektro-pneumatische Bremse geben, mit der dann alle Wagen gleichzeitig zu bremsen beginnen, nicht erst dann wenn die Druckluft ankommt. Was davon bei der Umstellung bis 2030 schon enthalten ist konnte ich bisher nicht so recht raushören.
Die Kupplung soll auch eine höhere Zugkraft haben als die Schraubenkupplung.
Die Stufe 5, auf die die Kupplungen später hochgerüstet werden können, beinhaltet auch das ferngesteuerte Entkuppeln, und macht damit den gesamten Zugbildungs- und -auflösungsprozess automatisierbar. Darauf wird vorerst verzichtet, da hier noch sicherheitsrelevante Aspekte geklärt werden müssen. Ich verstehe darunter die üblichen Gefahren der Digitalisierung wie Hackerangriffe etc.
Die Umrüstung soll laut diesem Youtube-Beitrag 15 bis 17.000€ je Waggon incl. Sensorik kosten. Ca. 450.000 Güterwagen und 17.000 TFZ sollen umgerüstet werden. Laut Voith (Video unten) dauert der Umbau eines Waggons dank Normschacht nach NEM362 UIC530 etwa eine Stunde (aber sicher ohne Sensorik - meine persönliche Einschätzung).
Wie der 5-jährige Mischbetrieb genau funktionieren kann ist noch in Ausarbeitung. Angedacht sind hybride Kupplungen an den Loks, sowie Waggons die einerseits noch die Schraubenkupplung und auf der anderen Seite schon die DAK haben.
Für die DAK gab es ursprünglich 4 Bewerber unterschiedlicher Hersteller, die ab Oktober 2020 auf dem Testgelände Görlitz und im Klimakanal Minden (Bild) in Deutschland erste Tests durchlaufen mussten.
Details zu diesen Tests finden sich hier.
Nach diesen Tests sind die Bewerber Cargoflex von Voith und die Dellner DAC übrig geblieben. Beide basieren (im Gegensatz zu den ausgeschiedenen) auf der Scharfenberg-Kupplung. Hier die dazugehörigen Image-Videos der beiden Hersteller:
Das Dellner-Video erklärt auch die 5 Stufen der (D)AK genauer und Mark Topal, "CTO of Oh BäBäh" gibt seinen Senf dazu.
Diese beiden Kupplungen waren Anfang diesen Jahres mit einem Testzug durch Deutschland, Österreich und die Schweiz unterwegs. Die Tests im Februar und März in Rankweil und Langen am Arlberg, sowie Selzthal und Eisenerz können (nebst den Tests auf den Versuchsgeländen) in dieser Artikelserie der Rail Cargo Group zum Thema DAK nachgelesen und -gesehen werden.
Ich finde dieses Projekt ist dafür wieder mehr Transporte, speziell im Einzelwagenverkehr, auf die Schiene zu bringen sehr wichtig. Gleichzeitig ist es aber auch sehr ambitioniert und ich bin wirklich gespannt, ob man das durchbringt. Wenn das plangemäß bis 2030 klappt ist das wohl ein Novum für die Menschheit für ein Projekt dieser Größe
Selten wird erwähnt, dass damit mit Sicherheit auch Arbeitsplätze flöten gehen werden. Ein Youtube-Kommentar sagt aber auch, dass man ohnehin viel zu wenig Verschieber am Arbeitsmarkt findet.
Ich würde mir dann noch wünschen, dass man nicht nur deshalb die Voith-Kupplung nimmt, weil das halt die Deutschen sind. Man sollte unbedingt eine Norm entwickeln und den Kuchen auf alle interessierten Hersteller aufteilen anstatt die ganze Kohle einem Maul in den Rachen zu werfen.. Aber ist nicht meine Entscheidung.
So, viel zu viel geschrieben. Jetzt seit ihr dran.
LG Robert