was haltet Ihr davon:
Auch das folgende Beispiel eines schweren Zugunfalles wurde den Folgen der Überbürdung des Personals zugeschrieben: Am 15. September 1898 fuhr der Schnellzug von Ala (die damalige Grenzstation in Südtirol zu Italien) nach Wien in der Station Pernegg (nahe bei Bruck/Mur) in den vor ihm fahrenden Güterzug hinein. Dabei wurde der Zugführer des Güterzuges getötet, ein Bremser und eine Passagierin des Schnellzuges erlitten schwere Körperverletzungen. Die Schuld trug der Verkehrsbeamte in Pernegg, der seinem Geständnis nach, beide Züge, obwohl sie verspätet einlangten und trotz der Verschiedenheit der Fahrgeschwindigkeiten, kurze Zeit nacheinander „expedierte“, sodass der Schnellzug den Güterzug einholen musste. Diese „unglückselige Machination“ entschuldigte der Verkehrsbeamte „mit einem Irrtum infolge der fürchterlichen Übermüdung im Dienst“. Der Beamte war bereits in der dreiundzwanzigsten Stunde ununterbrochenen Dienstes, da verwechselte er die Ankunftszeit in Pernegg mit der Abfahrtszeit in Graz.
entnommen hier
liebe Grüße
Bernie
Toll recherchiert, Respekt. Und Dank auch für den Hinweis auf die Masterarbeit.
Beim Stichwort Südbahn um die Jahrhundertwende und Häufung von Unfällen fiel mir ein, daß ja auch der legendäre Karl Kraus in seiner "Fackel" darüber geschrieben hatte. Konkret ging es um einen Brief eines soz.dem. Abgeordneten, der veröffentlicht wurde.
Darin hieß es u.a. dramatisch:
"Wer also heute auf der Südbahn fahren will, überlege sich das vorerst genau. Er fährt auf verrammelten Strecken, mit unreparierten Maschinen, mit auf den Tod erschöpften Conducteuren und Locomotivführern, angesichts wirr herumhastender Verschieber, schlaftrunkener Wächter und kopfloser Beamten. Er fährt über Blut und Leichen und kann jeden Augenblick selbst eine Leiche sein."
Tägl. Dienstzeiten von 11-14 Stunden waren keine Seltenheit.
Zitiert von hier:
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/ze…gen-Sueden.html
Falls wer den "Fackel"-Reprint zuhause hat, nachzulesen ist es in Band 3 (Heft 118, 1902).
Die Sache kam damals vor den Reichsrat und hatte Einfluß auf die Entwicklung des Dienstrechts, worüber es eine Diss gibt: