Modellvergleich: 2143 Roco vs. Klein Modellbahn
Die Diesellokomotiven der Reihe 2143 bilden seit den 60er-Jahren einen wesentlichen Bestandteil der Dieselflotte der ÖBB und sind auch heute noch im Einsatz, wenngleich ihre besten Zeiten seit der Ablieferung der 2016er vorüber sind. Vor gut 30 Jahren nahm die damals noch recht junge Firma Klein Modellbahn diesen Loktyp in ihr Portfolio auf. 2008 musste der Wiener Hersteller die Produktion einstellen, die Formen wurden von Roco übernommen. Viele Modellbahner hofften auf eine Weiterproduktion der KMB-Lokmodelle, aber beim neuen Eigentümer fanden lediglich die Formen einiger Personen- und Güterwagenmodelle weiterhin Verwendung. Im Neuheitenkatalog 2012 tauchten die 2143er dann wieder auf – allerdings als Neukonstruktion. Bei den erstmals im Herbst des Folgejahres ausgelieferten Modellen wurden auf keine Teile aus dem Formenfundus von Klein Modellbahn zurückgegriffen.
Die Lokomotiven von KMB sind naturgemäß nur noch auf dem Second-Hand-Markt zu bekommen. Aufpassen muss man wegen der Zinkpest-Problematik, sehr viele Loks haben verzogene Rahmen und beschädigte Gehäuse. Das Preisniveau für unbeschädigte Modelle liegt bei etwa 60€ (+/- 20€). Falls erforderlich, muss man auch noch den Preis für einen Ersatzrahmen aus Messing oder Alu dazurechnen (~30-40€). Das Preisniveau für neue Roco-Loks liegt dagegen bei etwa 150€ – deutlich mehr Geld, aber die Detaillierung ist natürlich wesentlich besser und auch im technischen Bereich hat sich einiges getan (z.B. Digitalschnittstelle, LED-Beleuchtung, …).
Als kleinen Vergleich habe ein paar Bilder von zwei meiner 2143-Modelle angefertigt. Zu beachten ist, dass die Roco-Loks eine andere Bauserie zum Vorbild haben als die KMB-Modelle – daher gibt es bei einigen Details (z.B. Unterkante des Rahmens) Unterschiede. Weiters wurde meine KMB-Lok vom Vorbesitzer umbeschriftet (die Betriebsnummer wurde geändert), was leider Spuren hinterlassen hat.
Aber nun zur Bilderserie.
Ein erster wesentlicher Unterschied ist die Verpackung. Die KMB-Lok ist in einer simplen Kartonschachtel eingepackt und zusätzlich noch in etwas Papier eingewickelt. Einfacher gehts wirklich nicht mehr – eine wirkliche Schutzfunktion beispielsweise beim Transport oder Versand des Modells würde ich der Verpackung aber nicht zugestehen. Die Roco-Lok kommt dagegen in einer voluminösen Verpackung mit Schaumstoff-Einlage daher, das Modell selbst ist noch in einer passgenauen harten Plastikhülle eingepackt. Der Nachteil ist das große Volumen der Verpackung – das ist beim Einlagern einfach platzfressend. Das Volumen der Roco-Verpackung ist ist fast vier Mal so groß wie das der KMB-Verpackung… Schade, dass die Roco-Loks seit einigen Jahren in solchen Riesendingern eingepackt werden, die guten alten Karton-Styropor-Verpackungen waren da wesentlich kompakter und boten dennoch einen guten Schutz beim Transport.
Zu den Modellen selbst: Man sieht auf den ersten Blick, dass zwischen dem Erscheinen der Modelle etwa 25 Jahre liegen. Vor allem die dünnen Metallgriffstangen am Roco-Modell (vorne) schauen wirklich gut aus, da können die mitgespritzten Griffstangen der KMB-Lok nicht mithalten.
Etwas OT: Die Metallgriffstangen der 2143 stellen auch die Kunststoffgriffstangen an den ebenfalls von Roco ab 2003 produzierten, optisch ähnlichen Schwesterloks der Reihe 2043 in den Schattten.
Frontalansicht. Insgesamt wirkt das Roco-Modell (rechts) auch hier feiner, aber die Scheibenwischer wollen mich irgendwie nicht so recht überzeugen… Sie sind zwar besser als die angespritzten Scheibenwischer an der KMB-Lok, aber mir persönlich gefallen die Kunststoff-Scheibenwischer an der oben gezeigten 2043 noch besser.
Auch der Blick aufs Dach zeigt, dass die Entwicklung in den 25 Jahren nicht stehengeblieben ist.
Detail:
Die Seitenansicht der Loks im direkten Vergleich (KMB oben):
Von der anderen Seite und nebeneinander:
(Das Bild lässt sich durch Anklicken auf die doppelte Breite vergrößern)
Sehr schön finde ich die Maschinenraumeinrichtung bei der Roco-Lok (jeweils oben). Bei KMB sieht man stattdessen den Kabelsalat. Auch die Gummidichtungen um die Fenster fehlen beim älteren KMB-Modell.
Apropos Kabelsalat: Kommen wir zum Technischen. Das Gehäuse der KMB-Lok lässt sich ganz einfach abheben, nachdem man die unter dem Dachlüftungsgitter versteckte Schraube gelöst hat.
Bei Roco erfolgt das wie bei diesem Hersteller üblich durch Spreizen des Gehäuses. Wobei das bei der 2143 nicht ganz so einfach geht wie bei anderen Loks aus dem selben Haus, da die Kante des Gehäuses nicht überall zugänglich ist und beim Abheben des Gehäuses einige Details am Innenleben streifen. Es ist wohl Geschmackssache, welche Variante man als besser empfindet. Ich persönlich bevorzuge die geschraubte Variante, sofern die Schrauben einfach zu erreichen sind – das Versteck unter den Dachlüftungsgittern ist genial, aber nicht jede Lok bietet so einen Platz. Mit kaum zugänglichen Schrauben (wie z.B. bei manchen Lima-Loks, wo sie unter den Drehgestellen sitzen) oder sofort sichtbaren Schrauben wie bei Kleinbahn-Loks kann ich mich allerdings nicht so recht anfreunden.
Hat man das Gehäuse entfernt, offenbart sich der Blick aufs Innenleben. Die KMB-Lok wird, wie bei diesem Hersteller (und Kleinbahn) typisch, von zwei Motoren angetrieben. Das restliche Innenleben wirkt eher spartanisch – aber Digitalschnittstellen und umfangreiche Lichtfunktionen waren um 1990 noch unbekannt. Bei der Roco-Lok verbirgt sich unter der Platine der bewährte fünfpolige Mittelmotor, der über Kardanwellen beide Drehgestelle antreibt.
Der Blick von unten zeigt: Das Getriebe der KMB-Lok (unten) ist offen ausgeführt und neigt naturgemäß dazu, Haare und ähnliches Zeug einzusammeln. Dafür hat das KMB-Modell – zumindest für mich – einen deutlichen Pluspunkt: Es hat keine Haftreifen.
Weiters erkennt man, dass das Roco-Modell im Gegensatz zum älteren KMB-Modell mit einer Kurzkupplungskinematik ausgerüstet ist. Der kürzere Kuppelabstand schaut einfach besser aus.
Die Fahreigenschaften sind bei beiden Modellen in Ordnung, haben aber Luft nach oben. Der Auslauf der KMB-Lok ist, da sie keine Schwungmassen besitzt, nahezu null. Das Fahrgeräusch könnte leiser sein. Die Höchstgeschwindigkeit ist meiner Meinung nach angemessen – es ist keine Rennsemmel wie z.B. die Taurus-Loks von Roco, aber sie kriecht auch nicht so lahm dahin wie z.B. die 1045 von Roco oder der 5146 von Liliput. Die 2143 von Roco hat praktisch die selbe Höchstgeschwindigkeit, was durch eine relativ hohe Untersetzung erreicht wird. Der sich dann recht schnell drehende Motor und das Getriebe sorgen allerdings für ein für Roco-Verhältnisse ungewohnt lautes Fahrgeräusch. Dafür ist der Auslauf gewaltig – Analogbahner, die mit hohen Geschwindigkeiten fahren, müssen aufpassen, dass Halteabschnitte nicht überfahren werden.
Die Langsamfahreigenschaften sind bei beiden Modellen passabel. Sie setzen sich bei der kleinsten mit meinem Kleinbahn-Trafo erzeugbaren Spannung (~2V) in Bewegung; die Roco-Lok fährt im untersten Geschwindigkeitsbereich aber etwas gleichmäßiger.
Ich hoffe, dass dieser kleine Vergleich gefallen hat bzw. hilfreich war.
lg 4010-freak