Hallo!
Zu den Gegenständen, die auf Bahnsteigen und an anderen Orten, an denen sich Reisende gerne aufhalten, am häufigsten anzutreffen sind, gehören sicherlich Koffer. Im Maßstab 1:87 gibt es solche Gepäckstücke beispielsweise von Preiser oder Busch.
Nur: Wann habt ihr zuletzt derartige Koffer in echt gesehen? (Und nein, das ausrangierte Exemplar im Keller oder die Dekoration der Reisebüro-Auslage zählen nicht.) Vor ungefähr 20-25 Jahren traten die Rollkoffer ihren Siegeszug an und haben ihre räderlosen Vorfahren praktisch vollständig abgelöst.
Leider hat diese Entwicklung kaum Niederschlag auf die Sortimente der diversen Zubehörhersteller gefunden – es gibt zwar in manchen Figurenpackungen einzelne Rollkoffer, aber solche Sets, wie es sie mit konventionellen Gepäckstücken gibt, habe ich nirgends gefunden.
Also habe ich einmal probehalber einen normalen Koffer zu einem Rollkoffer umgebaut.
Die Koffer von Preiser und Busch sind von Haus aus schon recht groß. Rollkoffer werden meist hochkant abgestellt, zusammen mit den Rädern und dem Griff wirkt der Trolley geradezu riesig. Nachdem die normalen Koffer außerdem als reine Ausgangsbasis für einen Umbau etwa zu teuer sind, habe ich mich für einen kompletten Selbstbau entschieden.
Wer kann sich noch an die erste Generation von Rollkoffern erinnern? Diese unsäglichen Dinger, die mit ihrem viel zu kurzen Griff beim Hinterherziehen Kreuzweh verursachten, wegen des schmalen Rollenabstandes ständig umkippten und deren billige Räder bei jedem Sandkorn blockierten? Und die dafür keinen ergonomischen Tragegriff mehr hatten und daher nicht einmal gscheit getragen werden konnten?
Die Herstellung dieser Rollkoffer ist gar nicht kompliziert. Als Basismaterial dienten Teile aus der Restl-Kiste, genauer gesagt diverse Angüsse irgendwelcher Bausätze. Neben den nicht dafür geeigneten Exemplaren mit rundem Querschnitt gibt es auch welche mit trapezförmigem Querschnitt. Wenn man zwei davon auf ihrer breiten Seite gut miteinander verklebt und die diversen "Abzweigungen" entfernt, erhält man ein Profil mit sechseckigem Querschnitt, bei dem zwei Winkel deutlich flacher sind als dir restlichen vier. Die flachen Winkel lassen sich sehr gut rund feilen, als Ergebnis erhält man die typische Ausbuchtung eines gefüllten Koffers. Anschließend wird das Profil in passend kurze Stücke zerschnitten, die Schnittkanten werden geglättet und die Ecken abgerundet. Die Griffe entstanden aus dünnem Draht (außer die Tragegriffe, die sind nur aufgemalt), die Räder ebenfalls aus Teilen aus der Restlkiste (ich glaube, sie hätten einmal eine Dachantenne für ein Haus werden sollen).
Auf den ersten Blick erscheinen die Eigenbau-Koffer fast ein bisschen zu klein geraten zu sein. Aber mangels Anlage mit Landschaft kommen sie bei mir ausschließlich im Inneren von Personenwagen zum Einsatz. Und hinter der Außenhülle von Wagenmodellen ist es meistens vorbei mit der absoluten Maßstäblichkeit, alleine schon durch die produktionstechnisch bedingt viel zu dicken Wände ist im Inneren der Wagen nicht ganz so viel Platz wie eigentlich sein sollte.
Eine Stellprobe beweist es: Die erste Variante auf Basis eines Preiser-Koffers passt nicht wirklich zur restlichen Einrichtung des Wagens dazu.
Die komplett selbstgebauten Koffer wirken da schon deutlich stimmiger.
Auch die ältere Rollkoffer-Form ist meines Erachtens nach von den Dimensionen her ganz gut getroffen:
Nachdem auch im Maßstab 1:1 nicht jedermanns Gepäck gleich groß ist, habe ich auch ein paar kleinere Exemplare gebaut.
Der Traum eines jeden Sitzplatzsuchenden: Auf den Sitzen abgestellte Gepäckstücke.
Zum Abschluss noch ein Größenvergleich der verschiedenen Koffertypen.
Ich hoffe, dass das vielleicht für den einen oder anderen als Inspirationsquelle hilfreich ist
lg 4010-freak