Vor gut einem halben Jahr wurden von ACME die Mozart-Sets ausgeliefert, womit gut zehn Jahre, nachdem die Railtop-Modelle vom Markt verschwunden sind, endlich wieder druckertüchtigte Wagen in der alten rot/grauen Farbgebung erhältlich sind. Leider gibt es sie nicht als Einzelwagen. Bisher kam es bei den ACME-Sets zur Bildung spezieller Züge regelmäßig vor, dass die Zugbildung alleine mit den Modellen aus den Sets unvollständig oder fehlerhaft war. Auch bei den Mozart-Sets wird man, je nachdem wie genau man es nimmt, nicht zu 100% glücklich werden.
In den drei Grundsets 90133, 90134 und 90135 und im zweiteiligen Ergänzungsset 90136 sind insgesamt 11 Wagen enthalten, davon 3 Amz, 1 WRmz, 4 Bmz und 3 Bmpz. Die Revisionsdaten der Wagen stammen (mit Ausnahme des grauen Bmz aus dem Ergänzungsset) aus dem Zeitraum Ende 1997/Anfang 1998, die Türen sind mit den Zuglaufschildern "EC 65 Mozart Paris Est – Wien Westbf" und den Wagennummern 105-115 bedruckt. Sortiert man die Wagen nach den aufgedruckten Wagennummern, ergibt sich folgende Garnitur:
105 Bmz
106 Bmz (grau)
107 Bmz
108 Bmpz
109 Bmpz
110 Bmz
111 WRmz
112 Amz
113 Amz
114 Amz
115 Bmpz
Aber stimmt diese Zusammenstellung überhaupt? Angesichts der Revisionsdaten ist es naheliegend, sich den Zugbildeplan des Jahres 1998 näher anzuschauen:
Passt scheinbar perfekt! Offenbar wurden die Sets genau nach diesem Plan zusammengestellt und die Wagen entsprechend bedruckt. Als kleinen Schönheitsfehler muss man bei genauerer Betrachtung der Zuglaufschilder der Wagen 114 und 115 feststellen, dass diese als Ziel fälschlicherweise statt Graz ebenfalls Wien ausgewiesen haben – aber gut, da muss man wirklich schon sehr genau schauen. Weiters war der Zug nur im Abschnitt Paris – Salzburg als Elf-Wagen-Garnitur unterwegs; für den österreichischen Abschnitt Salzburg – Wien hat man daher zwei Wagen zu viel. Selbstverständlich sind die Sets nicht so zusammengestellt, dass man für den österreichischen Abschnitt genau auf das zweiteilige Ergänzungsset verzichten könnte.
Aber im Grunde genommen ist das eh egal. Es gibt nämlich zwei Gründe, die gegen eine Nachbildung des Zuges im Zustand von 1998 sprechen. Erstens trägt der Speisewagen das Logo von è-express – diese Firma war aber erst ab 9.6.2001 für die Bewirtschaftung der ÖBB-Speisewagen zuständig. Der zweite Grund ist der graue Wagen aus dem Ergänzungsset – die graue Upgrade-Farbgebung wurde erst 2002 ins Leben gerufen.
Werfen wir einen Blick auf den Zugbildeplan von 2001/02, der ersten Fahrplanperiode, in der sich der Speisewagen mit è-express-Logo und der Upgrade-Wagen unterbringen lassen:
Auch dieser Zug ist mit seinen elf Wagen (ohne den nicht täglich fahrenden Wagen 103) aus den vier Sets nachbildbar ohne einen zusätzlichen Wagen zu benötigen oder Wagen übrig zu haben. Da es keinen Zugteil nach Graz mehr gab, passen auch die Zuglaufschilder. Die aufgedruckten Wagennummern passen jedoch nicht mehr. Der einzelne Upgrade-Wagen (in der kurzlebigen Variante mit Wortmarke und Pflatsch) stört zwar das harmonische Gesamtbild des Zuges, ist aber für die Anfangszeit des neuen Designs durchaus plausibel. Zwar wurde versucht, die aufgefrischten Wagen nur "reinrassig" in den Zügen der neu eingeführten Zugkategorie ÖBB-EC einzusetzen, aber gemischte Züge waren trotzdem an der Tagesordnung.
Ein Jahr später wurde der Zug übrigens auf den Abschnitt München – Wien verkürzt und fuhr nur noch mit neun Wagen. Möchte man diese Variante ausschließlich mit den neuen ACME-Wagen nachbilden (also nicht auf ältere Railtop-Wagen zurückgreifen), braucht man ebenfalls alle vier Sets und hat danach einen Amz und einen Bmz übrig (Link zum Zugbildeplan). Ähnlich verhält es sich mit dem Jahr 2004 (Link zur Zugbildung). Ab dem Jahr 2005 (Link zur Zugbildung) bestand der Zug nicht mehr ausschließlich aus druckertüchtigten Wagen, es war auch ein ABmz aus der Serie der Eurofima-Nachbauten dabei. Außerdem wurden die Wagen im alten rot/grauen Design immer seltener. Am 5.4.2009 fuhr der Zug schließlich letztmalig als klassischer Lok-Wagen-Zug, ab 6.4.2009 wurde der Zug als Railjet geführt.
Auch wenn es schon schlimmere Setzusammenstellungen bei ACME gab (etwa den Jugoslavija-Express) zeigen die Mozart-Sets einmal mehr, wie "kundenfreundlich" der Setzwang ist. Wenn man auf vorbildgerechte Zugbildungen Wert legt und nicht zufällig noch ein paar ältere Railtop-Wagen als Ergänzung auf Lager hat, ist man bei der Zugbildung sehr stark eingeschränkt und es bleiben bei vielen Varianten einzelne Wagen übrig – vorzugsweise natürlich die, die man auch am Gebrauchtmarkt nur schwer los wird. Die aufgedruckten Zuglaufschilder und Wagennummern schränken einen noch mehr ein – auch wenn man den genauen Inhalt der Schilder vernachlässigt, sieht man aus zwei Meter Entfernung, dass sie vorhanden sind. Damit ist ein Einsatz der gegenständlichen Wagen für Züge aus den frühen 90er-Jahren eigentlich ausgeschlossen, denn damals waren noch die großen Blech-Zuglaufschilder an den Seitenwänden und nicht die kleinen Plastikschilder in den Türen in Verwendung. Bei Gelegenheit werde ich schauen, ob sich die Zuglaufschilder mit vertretbarem Aufwand entfernen lassen.