Hallo!
Im Mai 2010 ergab sich die Gelegenheit, an den verlängerten Wochenenden zu Christi Himmelfahrt und Pfingsten eine kleine Reise zu unternehmen. Nachdem das Schmalspurnetz auf der griechischen Halbinsel Peloponnes durch den Bau einer normalspurigen Neubaustrecke kontinuierlich kürzer wurde, entschieden wir uns, dorthin zu fahren, um noch einen möglichst großen Teil des Schmalspurnetzes bereisen zu können. Auch die An- und Abreise war auf dem Landweg mit der Bahn vorgesehen. Leider war es nicht möglich, die Tage zwischen den beiden Wochenenden freizubekommen. Daher mussten wir die zeitfressenden ~1700km zwischen Wien und Athen insgesamt vier Mal zurücklegen. Aber das Sprichwort "die Reise ist das Ziel" hatte auch hier Gültigkeit und die Balkan-Transitreisen waren in gewisser Hinsicht sogar abenteuerlicher als Griechenland… Weiters war es sehr schwierig, die griechischen Fahrpläne im Voraus zu erkunden. Bei der ersten Reise konnten wir vor Ort einige wichtige Informationen einholen, die wir bei der zweiten Reise gut brauchen konnten.
Einleitung
Das griechische Eisenbahnnetz ist im Vergleich zu Bahnnetzen in manchen anderen europäischen Staaten weder sonderlich dicht noch wirklich flächendeckend.
Quelle bzw. Karte in voller Auflösung: Wikipedia (Klick), Autor: Maximilian Dörrbecker
Außergewöhnlich ist bzw. war der relativ hohe Anteil an Schmalspurstrecken. Neben zwei kurzen Strecken mit einer Spurweite von weniger als einem Meter (Zahnradbahn Diakopto-Kalavrita 750 mm, Pilionbahn Volos-Milies 600 mm) gab es zwei große Meterspurnetze, die zusammen rund ein Drittel des griechischen Streckennetzes ausmachen: Das Netz der Thessalischen Eisenbahnen (zwei Strecken von Volos nach Larisa und Kalambaka, insgesamt ca. 200km) und das ca. 730km lange Netz auf der Halbinsel Peloponnes, das sich einst bis Athen und Piräus erstreckte.
Bemerkenswert war dabei insbesondere das Peloponnes-Netz. Bei uns kennt man Schmalspurbahnen vor allem als Nebenstrecken mit nur lokaler Bedeutung, dort handelte es sich jedoch zum Teil um Hauptstrecken mit Güter- und Schnellzugverkehr. Sogar Nachtzüge mit Liege- und Schlafwagen gab es dort. Patras, immerhin die drittgrößte Stadt Griechenlands, war ausschließlich auf schmaler Spur ans Eisenbahnnetz angeschlossen. So interessant das für Eisenbahnfreunde auch klingen mag: Im Alltagsverkehr war die Schmalspurbahn mit ihrer kurvenreichen Streckenführung und den geringen Höchstgeschwindigkeiten vor allem auf der wichtigen Verbindung Athen – Patras einfach nicht mehr zeitgemäß, die gut ausgebauten Straßen stellten eine harte Konkurrenz dar.
Nachdem 2001 das Meterspurnetz in Thessalien Geschichte war (die Strecken wurden auf Normalspur umgespurt bzw. eingestellt), wurden auch die Planungen, den Peloponnes mit einer leistungsfähigen und schnellen Normalspurbahn zu erschließen, immer konkreter. Ab Herbst 2004 wurde die Strecke von Piräus ausgehend schrittweise eingestellt und durch eine normalspurige Neubaustrecke ersetzt. Ein Jahr später erreichte die Normalspur bereits Korinthos, seit 2007 geht sie bis Kiato. Der Bau der Fortsetzung bis Patras geriet unter anderem auch wegen der griechischen Staatsschuldenkrise ins Stocken, die drittgrößte Stadt des Landes erreicht man seit mittlerweile über zehn Jahren nur noch mit dem Schienenersatzverkehrsbus. Ob das wirklich kundenfreundlicher ist als der langsame Schmalspurzug, sei dahingestellt.
Das Ende der dortigen Schmalspurbahnen kam dann plötzlich und unerwartet und hatte nichts mit normalspurigen Neubaustrecken zu tun. In Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise beschloss die Regierung Anfang 2011 wieder einmal ein radikales Sparprogramm, das diesmal die Eisenbahn mit voller Härte traf. Von einem Tag auf den anderen wurden landesweit große Teile des Netzes eingestellt, auf den verbleibenden Strecken wurde die Anzahl der Züge drastisch reduziert. Am Peloponnes blieben einzig die Normalspurzüge Athen – Kiato mit dem anschließenden Schienenersatzverkehr nach Patras, ein 12,5 km langer Vororteverkehr im Bereich Patras, die bei Touristen beliebte Zahnradbahn Diakopto – Kalavrita sowie die Verbindung vom Kreuzfahrtschiff-Hafen Katakolo zur Ausgrabungsstätte Olympia bestehen. Immerhin blieben die nicht mehr benützten Strecken erhalten und stehen, so es der Erhaltungszustand noch zulässt, für gelegentliche Sonderfahrten zur Verfügung.
Nachdem bei Beiträgen mit mehr als 10 000 Zeichen eine Fehlermeldung kommt, muss ich den Beitrag an dieser Stelle unterbrechen und im nächsten Posting fortsetzen