Liebe Kollegen,
ich habe mich in der letzten Zeit etwas eingehender mit Pufferkondensatoren befasst und möchte meine Erfahrungen dazu gerne mit Euch teilen. Feedback zu meinem Test sowie zu Euren Erfahrungen gerne.
Im Zuge der Optimierung meiner Rivarossi 989 habe ich Tests mit 4 verschiedenen Versuchsaufbauten durchgeführt. Die Lok ist mit dem Decoder "Gold mini+" von Lenz ausgerüstet. Bei diesen Tests habe ich jeweils den Auslauf nach Stromunterbrechung bei mittlerer Geschwindigkeit ermittelt:
Test 1:
Keine Pufferung. Geringer Auslauf alleine durch die kleine Schwungmasse.
(Auslauf = schwarzer Strich)
Test 2:
Pufferung mit 1800µF. Aufbau mit 12 Tantal SMD-Kondensatoren á 150µF.
(Auslauf = roter Strich)
Test 3:
Pufferung mit 3000µF. Aufbau mit 3 Elkos á 1000µF.
(Auslauf = grüner Strich)
Test 4:
Pufferung mit dem Lenz USP-Speicherbaustein Power1
(Auslauf = blauer Strich)
Test, siehe Video
Ergebnis:
1. Bei Pufferung mit 1800µF (was eigentlich eine Menge ist), erhöht sich der Auslauf im Grunde nur geringfügig. Bei meinem Test aus mittlerer Geschwindigkeit waren es rund 10 bis 15mm mehr als ohne Pufferung.
2. Bei Pufferung mit 3000µF ist der Auslauf mit 35 bis 40mm schon deutlich länger. Allerdings ist der Platzbedarf für entsprechende Kondensatoren auch erheblich größer, vor allem bei Verwendung herkömmlicher Elkos wie bei meinem Versuchsaufbau.
3. Bei Pufferung mit dem Lenz-Powermodul ist der Auslauf überragend. Rund 140mm fährt die Lok noch alleine weiter (und lässt sich dabei auch noch steuern, also zB im Notfall kürzer zum Stehen bringen!).
Bewertung:
1. Auslauf:
Eine Pufferung bringt fraglos mehr Sicherheit, dass eine Lok bei kurzen Stromaussetzern nicht sofort ruckartig stehenbleibt. Ich gehe allerdings davon aus, dass meine Lokomotiven bei mir nicht über längere stromlose Abschnitte fahren müssen, sondern eben nur kurze Stromaussetzer z.B. bei Verunreinigungen im Gleis, zu überbrücken sind. Zwar wird man auch dazu in der Praxis immer wieder eines besseren belehrt, aber eine gute Gleislage ist unabdingbare Voraussetzung für eine gute Betriebssicherheit. Ein Lenz USP-Powermodul muss es daher im Regelfall, trotz des besten Ergebnisses, wohl nicht sein.
(Anm.: den Werksverschub in meiner Isolatorenfabrik erledigt bei mir eine Köf von Lenz mit integriertem USP-Speicherbaustein und diesen Fahrspaß möchte ich nicht mehr missen, denn die kurze 2-achsige Lok ist außerordentlich betriebssicher)
2. Platzbedarf:
Eine höhere Speicherleistung des Kondensators geht in der Regel einher mit einem größerem Platzbedarf. Wesentliche Unterschiede ergeben sich allerdings auch durch die verwendeten Kondensatoren. Herkömmliche Elkos sind groß (aber preiswert), Tantal SMD-Kondensatoren sind deutlich kleiner, aber auch teurer. Hier gilt es also, je nach verfügbarem Bauraum zu unterscheiden, z.B.lassen sich die hier getesteten Versuchsaufbauten mit 3 herkömmlichen Elkos bzw. mit einem Lenz Speicherbaustein in meiner Rivarossi 989 gar nicht unterbringen, ohne das Führerhaus vollstopfen zu müssen.
3. Kosten:
Variante 2 mit den 12 Tantal SMD-Kondensatoren schlägt mit immerhin rund 25 € zu Buche, bei der Variente mit den 3 Elkos sind es hingegen nur rund 4 €. Der Speicherbaustein von Lenz kostet um die 36 €.
Mein Fazit
In der Rivarossi 989 kann ich aus Platzgründen ohnedies nur die Variante 2 mit den teuren SMD-Kondensatoren umsetzen. Bei dieser 3-achsigen relativ leichten Lok halte ich allerdings eine Pufferung für eine sehr sinnvolle Optimierung.
Größere (längere) Loks mit guter verteilter Stromaufnahme brauchen meines Erachtens nach nicht unbedingt eine Pufferung. Wenn, dann sollten aus Kostengründen ein bis zwei Elkos reichen.
Die Luxusvariante mit einem Lenz-Speicherbaustein sollte "Notfällen" vorbehalten bleiben, sofern man es schafft, dort den Baustein unterzubringen. Eine kleinere oder andere Bauform wäre dabei sicher hilfreich.
Abschließend noch zwei Bilder zu dem Aufbau mit den Tantal SMD-Kondenstoren für die Rivarossi 989:
Schöne Grüße
Jürgen