Eisenbahnsicherungstechnik anno 1957 (Teil 4)
Tere liebe Kollegen,
erneut ein herzliches Dankeschön für Eure wieder sehr hilfreichen Rückmeldungen.
Ich bilde mir ein, daß es von Dipl.Ing. Herbert Stemmler Fotos von der Wocheinerbahn aus der Dampflokzeit gibt, auf denen man Weichen sieht. Leider kann ich dazu nicht mehr beitragen.
Vielen Dank auch für diesen Hinweis! Ich hab zwar einige Bücher über die Wocheinerbahn bzw. Bücher mit Fotos darüber, aber zu Weichendetails ist da nicht viel zu finden, insofern: Wo findet man diese Fotos von Hrn. Stemmler?
Ansonsten geht es mir momentan gar nicht um die Wocheinerbahn, auch wenn ich zugeben muss, dass sie meine absolute Lieblingsstrecke ist. Das folgende Foto, welches mir bei meiner neuerlichen Recherche untergekommen ist, zeigt nochmals das Bahnhofsgebäude von Bohinska Bistrica (zu deutsch: Wocheiner Feistritz), diesmal jedoch aus dem Jahr 1994 und noch nicht so hübsch restauriert wie 2013.
Genau in diesem Bahnhof habe ich übrigens nochmals einige Jahre vorher meine allererste Nacht in einem Bahnhofsgebäude verbracht. Wir waren auf Interrail und haben einfach den Fahrdienstleiter gefragt, ob wir unsere Schlafsäcke im Warteraum ausrollen dürfen. Kein Problem. Das waren noch Zeiten...
Die Wocheinerbahn dient mir jetzt aber vor allem als plausible Referenz, weil von der kkStB Anfang des 20. Jahrhunderts als Hauptbahn gebaut und anschließend in einen Dornröschenschlaf gefallen. Meine eigentliche Frage ist ja: wie hätte so eine Strecke bei der ÖBB in den 50er Jahren ausgesehen? Als Vergleich kommen hier für mich daher genauso Karawanken- und Wechselbahn in Frage, evtl. auch die Phyrnbahn, die mir aber fast schon "zu betriebsam" ist.
Ich habe also nach den letzten Hinweisen eine erneute Fotorecherche durch mein Bücherregal gemacht und meine, dass wir heute tatsächlich einiges als erledigt abhaken können.
Zu den Weichenzungen:
Gelenkzungenweichen sind heute allgemein schon sehr selten geworden; man findet sie noch in Nebengleisen und Anschlussbahnen. Die Gründe dafür hat Lohengrin schon genannt.
- Ja, und das dürfte schon in den 50er Jahren zumindest auf den bereits mehrfach genannten "kkStB-Alpenbahnen" in Österreich so gewesen sein. Soweit auf Fotos aus den 50er Jahren zu erkennen, sind mir nur mehr Federschienenzungen untergekommen. Gelenkzungen scheinen schon damals rar gewesen zu sein.
- Ein Foto von 1960 zeigt meiner Meinung nach auch in Weizelsdorf an der Karawankenbahn in der Einfahrtsweiche eine Federschienenzunge, obwohl der Klagenfurter Ast der Karawankenbahn damals auch schon seit über 40 Jahren in die Kategorie "Dornröschenschlaf" fiel.
- Mir als Modellbahner kommt das sehr gelegen, weil ich mit den sehr schönen Weinert-Weichen, die allesamt Federschienenzungen haben, damit weiterhin perfekt bedient bin, siehe das Eingangsfoto mit der "kurzen" Weinert-Weiche.
Außerdem:
Wobei, wenn ich mir die Weiche hier in meiner Isolatorenfabrik anschaue (es ist eine Weiche von Weller als es noch keine Weinert-Weichen gab)...
...da hätt' eine Weiche mit Gelenkzunge schon sehr gut hingepasst:
Und hier die Vorlage für meine Isolatorenfabrik, die Anschlussgleise zur Bärnbacher Glasfabrik im Jahre 2009: Auf den ersten Blick nicht zu erkennen, handelt es sich um eine Gelenkzungenweiche. Man beachte auch die Details
Wie auch immer, das Thema ist vorläufig für mich erledigt.
Einfahrgeschwindigkeit im Weichenabzweig:
Du hast den richtigen Schluss für damals gezogen: Fahrt in die Gerade = Streckenhöchstgeschwindigkeit, Fahrt in die Ablenkung = vmax 40 km/h.
Sehr gut - auch das kommt mir als Modellbahner sehr entgegen, denn ich hab leider nicht den Platz für Weichenstraßen mit unterschiedlichen Weichenwinkeln und Radien. Für mich gilt: so kurz wie möglich, so lange wie nötig. Die kurzen Weinert-Weichen sind daher optimal für mich und können auch guten Gewissens als 40er-Weichen betrachtet werden.
Die Argumentation dafür wird übrigens von den Anhängern des "S21-Systems" sehr schlüssig geführt, siehe dazu HIER einen sehr interessanten Thread im Stummiforum. Die folgende Tabelle aus diesem verlinkten Beitrag zeigt, dass Modellweichen mit unterschiedlichen Radien sehr gut den verschiedenen Vorbildgeschwindigkeiten zugeordnet werden können. Da die Tabelle von 2013 ist, fehlt die kurze Weinert-Weiche mit R=1450mm noch, aber diese würde in der Weinert-Geometrie einer 50er-Weiche entsprechen.
edit: LINK zu S21 ergänzt
Diese S21-Logik erscheint mir vor allem dann sehr reizvoll, wenn man Bahnhofsbereiche mit unterschiedlichen Weichen und Einfahrgeschwindigkeiten im Modell nachbilden möchte. Das folgende Bild, ebenfalls aus dem oben verlinkten Beitrag, zeigt einen Bahnhofskopf, der mit unterschiedlich langen Weichen gestaltet ist und somit vorbildgerecht unterschiedliche Einfahrgeschwindigkeiten erlaubt. Und zudem - das zeigt die zweite Skizze darunter - kann diese Logik im Modell auch in unterschiedlichen und kürzeren Weichengeometrien - je nach Herstellergeometrie - optisch erkennbar umgesetzt werden.
Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, dem kann ich den oben verlinkten Thread nur wärmstens an Herz legen. Bei der weiteren Vertiefung zu den Bogenweichen werde ich darauf noch einmal zurückkommen.
Soweit für heute
Viele Grüße
Jürgen