Da tippe ich auf Zugtiere - Brauereien hatten früher Pferdegespanne für die Bierwagen.

Neues aus dem steirischen Randgebirge
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jzipp -
17. Juli 2013 um 23:54 -
Unerledigt
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Tere liebe Kollegen,
bestes Wetter im steirischen Randgebirge und was würde sich mehr anbieten, als eine Sonderfahrt mit dem Schienenbus zu machen, bei der Haltestelle Pieberegg auszusteigen und zum Lustigen Bauern rauf zu wandern? Bestimmt sitzen jetzt zu Pfingsten die Wirtsleut' mit dem Katzenschlager Toni, dem Schellnegger Erich und all den anderen Bekannten vom alten Eisenbahnerstammtisch wieder gemütlich bei einer Brettljausn und ein paar Glaserl Most zusammen um über die guten alten Zeiten zu sinnieren, als sich noch 52er mit schweren Kohlenzügen durch den Sallagraben hinaufplagten, die 91er mit ihren betagten Lokalbahnwagerl nach Hochtregist dampfte und ein damals hochmoderner Schienenbus die Verbindungsbahn zur GKB bediente...
Dreh- und Angelpunkt für all diese Reminiszenzen ist der Bahnhof Gradenberg, am Fuße des Zigöllerkogels gelegen. Eingeweihte und Leser dieses Threads wissen es bereits: es ist eine kleine Bahnstation mit einem Heizhaus, einer mächtigen Kohleverladeanlage und einigen weiteren Besonderheiten. Darüber, aber auch über ganz normale und für einen Eisenbahnbetrieb unerlässliche "Kleinigkeiten" in einem Bahnhof soll es in der nächsten Zeit hier in diesem Thread gehen.
Befassen wir uns zunächst mit der Nordseite des Bahnhofs. Hier beginnt die Rampenstrecke durch Kren- und Sallagraben rein ins Gebirge und im Bahnhofsbereich befinden sich das Heizhaus und einige Anschlussgleise.
Die altehrwürdige Felsenkellerei ist über eine Wagendrehscheibe an den Bahnhof angebunden. Den Bau der Wagendrehscheibe habe ich vor nicht allzu langer Zeit bereits beschrieben. Am Kellereigebäude haben sich nach der letzten Stellprobe noch ein paar kleinere Änderungen ergeben, aber jetzt passt alles und die Vorlagen für die Wände (sollen aus Karton gelasert werden) und die Fenster (werde ich ätzen lassen) sind auch schon gezeichnet.
Gleich neben der Wagendrehscheibe befindet sich die Verladeanlage der Molkerei mit dem typischen Schwenkkran zur Verladung von Milchcontainern.
Der Bau dieses Kleindioramas liegt schon ein paar Tage zurück und wer mehr darüber erfahren will, muss in diesem Thread ganz weit bis zu Beitrag #70 zurückblättern. Infos zum Kran gibts ab Beitrag #89 (und zu Milchwagen mit den Milchcontainern ab Beitrag #120)
Schauen wir jetzt abschließend noch einmal auf den gesamten nördlichen Bahnhofskopf und was sich im Gleisbereich bisher getan hat:
Als nächstes werde ich mich mit einer weiteren Besonderheit in Bahnhof befassen, die auf dem Gleisplan gut zu erkennen ist:
Die Post hat dafür auch bereits die wichtigsten Materialien gebracht:
Und den Rest bringt dann (irgendwann) die Draisine, damit wünsche ich allerseits noch ein schönes und ergiebiges Pfingstwochenende
Jürgen
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Sehr spannend. Ich freue mich auf weitere Berichte.
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Hallo Jürgen !
Danke für deinen sehr interessanten und ausführlichen Bericht und die wunderschönen Fotos 👌👌👌 -es ist ein richtiger Genuss zum Durchlesen und man kann schon davon träumen was du da noch so alles vorhast -bin volle begeistert 👍👍👍
Liebe Grüße/Heinz
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Wunderschön!
Beim Betrachten deiner Bilder bin ich jedes Mal fasziniert, wie harmonisch sich der Hintergrund einfügt.
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Selbstbau einer Doppelweiche (Teil 1)
Liebe Kollegen,
wer bei meinem letzten Beitrag gut aufgepasst und sich den Gleisplan genauer angesehen hat, der wird sich schon gedacht haben, um was es diesmal gehen soll. Das ersten Bild des Gleisplan zeigt es auch schon: Ich möchte gerne den Einfahrtsbereich zu meinem Heizhaus mit einer zweiseitigen Doppelweiche gestalten. Umgangssprachlich spricht man auch oft von einer Dreiwegweiche (DWW).
Schon seit einiger Zeit habe ich darauf gehofft, dass Weinert irgendwann sein Weichenprogramm auch um eine solche DWW erweitert und meine einzige Befürchtung für diesen Fall war, dass dann eine Links-Rechts-Weiche kommt, während ich ja eine Rechts-Links-Weiche brauche. Daher war meine Freude riesig, als von Weinert Anfang 2024 eine solche zweiseitige Doppelweiche angekündigt wurde und das Bild auch eine Weiche mit dem ersten Abzweig nach rechts und dem zweiten Abzweig nach links zeigte.
Also perfekt für mich - dachte ich zuerst, doch dann kamen Zweifel auf...
Zuerst wurde von einem aufmerksamen Forumskollegen die Frage gestellt, ob es solche Doppelweichen überhaupt in Österreich gegeben hat. Nach einer kurzen Charles-Fox-Gedenkminute und einer etwas längeren Recherche kann ich verkünden, dass in Österreich mindestens zwei Doppelweichen fotografisch belegt sind. Eine im Bahnhof Stadlau um 1955 (auf dem Titelbild des Sva 10/1990) und eine im Bahnhof Kleinreifling um die Jahrhundertwende (im Bahn im Bild Band 66 auf S. 68). Um welche Weichen-Bauarten es sich dabei handelte, ist allerdings nicht bekannt. Eher keine DRG-Bauart, aber so what!
Richtig misstrauisch wurde ich allerdings, als ich die Länge der neuen Weinert DWW von 476mm las und langsam dämmerte mir, dass es sich bei dieser DWW um eine Weiche auf Basis der Weichengeometrie 49-190-1:6,6 handelt. Aus Vorbildsicht ist das zwar die kürzeste vorbildgerechte Weichenbauform nach dem DRG-Schema (L= 355mm der einfachen Weiche), allerdings gibt es bei Weinert auch eine "kürzere Weiche" (L= 333mm) und eine "kurze Weiche" (L= 264mm). Selbst letztere Weiche hat noch einen Radius von 1450mm und die Weiche ist mitnichten kurz. Diese Weichen sind aber für mich ein sehr guter Kompromiss, um bei einer überschaubaren Längenentwicklung noch einen optisch halbwegs schlanken Weichenbereich zu erhalten. Daher habe ich meinen Bahnhof Gradenberg auf Basis der Weichengeometrie dieser kurzen Weichen von Weinert konzipiert - und die neue DWW von Weinert passt da leider ganz und gar nicht dazu!
Da ich nicht weitere Jahre auf eine kürzere DWW hoffen und warten möchte, schreite ich jetzt halt zum Selbstbau. Meine DWW soll der Weichengeometrie der kurzen Weichen von Weinert entsprechen. Wichtig sind mir auch bei einer solchen Selbstbauweiche schöne Schwellen und Kleineisen wie sie die Weinert-Weichen haben. Diverse Bausätze mit genageltem oder geklebtem Gleis kommen daher für mich nicht in Frage.
Ich gehe daher einen anderen Weg und werde "einfach" zwei Weinert-Weichen so miteinander kombinieren, dass am Ende eine DWW daraus wird. Die folgende Skizze zeigt, wie das in etwa funktionieren soll:
Ausgangslage für meinen ersten Weichen-Selbstbau sind die Bausatzweichen der "kurzen Weiche" von Weinert.
Dazu werde ich noch Bauteile aus dem Weinert "Mein Gleis"-Programm brauchen.
Hier die vorläufige Materialliste:
1x Weinert Nr. 74408 Bausatz Weiche rechts
1x Weinert Nr. 74407 Bausatz Weiche links
1x Weinert Nr. 74350 Rippenplatten Set
1x Weinert Nr. 74351 Rippenplatten Rp17/Rp17
1x Weinert Nr. 74005 Schienenverbinder Ms
1x Weinert Nr. 74018 Isolier-Schienenverbinder
1x Weinert Nr. 74011 Radlenker über 5 Schwellen
3mm MDF-Holzplatte
1mm PolystrolplatteAls erstes brauche ich eine Grundplatte für die DWW. Diese mache ich mehrteilig. Die Basis bildet eine 3mm MDF-Platte. Darauf kommt dann eine zweigeteilte Platte aus 1mm Polystrol.
Soweit für heute. Jetzt muss Kraft gesammelt werden für das anstehende Zersägen der Weinert-Weichen...
Viele Grüße
Jürgen -
Bewundernswert. Selbstbau einer Doppelweiche aus zwei Selbstbauweichensätzen
Und ich verzweifle schon am Digitalisieren und potinetialfreien LED-Einbau in einer grauen KB52 mitm dümmsten aller Decoder, einem Lenz Silver+
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Guten Morgen Jürgen !
Danke für deinen ausführlichen, tollen und sehr interessanten Bericht zu deinem Weichenprojekt. Dank dem Rolf sein Gleis und dem tollen Zubehör scheint das auch machbar zu sein ... -trotzdem Respekt vor deinem Vorhaben. Da freu ich mich schon jetzt auf deine kommenden Berichte und Fotos.
Ich wünsche dir dabei ein gutes Gelingen 👍👍👍
Liebe Grüße/Heinz
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Wie lang soll die Weiche werden?
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Interessantes Projekt und es wird wohl eine Fitzzelei werden, bin schon gespannt auf die Fortschrittsberichte.
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Nur zu, denn die kkStB verwendete ebenfalls Doppelweichen, dazu gab es auch Musterzeichnungen. Eine ist für Hernals verbürgt, war aber Bauart Links-Rechts.
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Selbstbau einer Doppelweiche (Teil 2)
Liebe Kollegen,
mit dem Eingangsfoto nehme ich etwas die Spannung und Frage vorweg, ob der Selbstbau gelingt. Ich wage ein vorsichtiges JA, aber noch ist es nicht soweit.
Zuerst zu Euren Hinweisen:
Interessantes Projekt und es wird wohl eine Fitzzelei werden, bin schon gespannt auf die Fortschrittsberichte.
Ja, eine Fizzelei ist es geworden, aber wie immer ist es rasch vergessen, wenn das Werk vollbracht ist.
Wie lang soll die Weiche werden?
L=350mm, siehe auch die Zeichnung weiter unten im Beitrag.
Danke für deinen ausführlichen, tollen und sehr interessanten Bericht zu deinem Weichenprojekt. Dank dem Rolf sein Gleis und dem tollen Zubehör scheint das auch machbar zu sein ... -trotzdem Respekt vor deinem Vorhaben. Da freu ich mich schon jetzt auf deine kommenden Berichte und Fotos.
Genau das war auch meine Überlegung: mit dem Material von Weinert sollte es gut machbar sein und tatsächlich war es dann auch so. Handwerklich war es sogar etwas einfacher als gedacht, allerdings war einiges an Hirnschmalz nötig.
Um auch das vorweg zu nehmen: 20h Planung und 30h Umbau bis Abschluss der Montage.
Nur zu, denn die kkStB verwendete ebenfalls Doppelweichen, dazu gab es auch Musterzeichnungen. Eine ist für Hernals verbürgt, war aber Bauart Links-Rechts.
Passt, damit haben wir mindestens schon einmal zwei "altösterreichische" Belege, denn auch die letztens genannte DWW von Kleinreifling stammt ja aus kkStB- bzw. KRB-Zeiten.
Musterzeichnungen: Da muss ich gleich einmal gestehen, dass ich für den Bau meiner DWW alle Musterzeichnungen oder sonstige Weichengrundrisse beiseite gelegt habe und zwar aus zweierlei Gründen:
Da ich eine Links- und eine Rechtsweiche übereinander gelegt und miteinander verschachtelt habe, ist einerseits die Geometrie bereits fest vorgegeben und auch bei der Schwellenlage bestehen kaum Spielräume. Andererseits ist das aber auch genau der Grund, warum es bei meiner Methode gar nicht nötig ist, sich mit einem Weichenplan zu befassen, denn am Ende ergibt sich eine funktionsfähige und betriebssichere Weiche quasi von alleine.
Vorbild: Ist so eine zusammengestoppelte Weiche vorbildgerecht? Nun ja, wie ich letztens ausgeführt habe, müsste eine vorbildgerechte Weiche auf jeden Fall deutlich länger sein. Sieht man davon ab, entspricht meine DWW aufgrund der Ableitung aus den Weinert-Weichen den DRG-Normalien mit ein paar geringfügigen Abweichungen bei der Schwellenlage, die leider aber bei meiner Methode nicht korrigierbar sind. Für eine kkStB-Weiche wären dann noch die Ausführung von Kleineisen, Schienen etc. sowie ebenfalls die Schwellenlage zu betrachten. Das kann man machen aber auch gleich sein lassen, weil gegenüber der Weinert-Weiche kann man das alles eh nicht ändern.
Da meine Bahn zu ÖBB-Zeiten in den 50er Jahren spielt, gilt außerdem im Zweifel sowieso das, was in der Bahnhofschronik von Gradenberg steht. Und aus dieser geht hervor, dass in den 40er Jahren einige Weichen u.a. auch im Heizhausbereich erneuert wurden. Zwar findet sich kein weiterer Hinweis auf die ungewöhnliche Doppelweiche, aber ich vermute, dass die ursprünglich noch aus kkStB-Zeiten stammende DWW damals mit DRG-Material instandgesetzt wurde...
Soweit zum Vorbild, kommen wir zu Modell:
Die Schwellenroste werden auf die Kunststoffplatten geklebt. Ich beginne mit der rechten Weiche, hier ist eine 100%ig gerade Lage der linken Schiene entscheidend. Da die Schwellenroste flexibel sind, habe ich eine kleine Vorrichtung gebaut, mit der es gelingt, die flexiblen Schwellenroste so aufzukleben, dass die linke Schiene exakt gerade liegen wird. Die Schiene ist beim Aufkleben eingefädelt und wird nachher wieder entfernt.
Die Schwellenroste werden für den rechten und linken Teil auf getrennte Kunststoffplatten geklebt und danach die Schwellen so gekürzt bzw. entfernt, dass beide Weichenteile am Ende ineinander geschoben werden können. Der folgende Plan zeigt den Zuschnitt, der so gewählt wurde, dass für jede einzelne Schiene ein paar Original-Schwellen so erhalten bleiben, dass jedes dieser Schienenstücke durch die mitgespritzten Kleineisen an den Schwellen weiterhin seine exakte Lage behält.
Vor dem Aufkleben müssen noch Öffnungen in die Kunststoffplatten geschnitten werden, damit nach der Montage noch an jedes Schienenstück die Kabel zur Stromversorgung angelötet werden können.
Nach und nach können danach die weiteren Schwellen aufgeklebt werden. Für die Weiche im rechten Strang werden einige originale Schwellen nur temporär aufgeklebt und später wieder entfernt. Dies ist notwendig, um immer die exakt richtige Lage jeder Schienen sicherzustellen. Parallel dazu werden die Schienen eingefädelt. Im Überlappungsbereich der beiden Weichen müssen einige Schienen gekürzt werden. Im Bereich des vorderen sowie des neuen Herzstücks werden die Schienen passend und nach Art der originalen Weinert-Herzstücke adaptiert bzw. aus Schienenprofilen neu angefertigt. In dieser Phase ist der Bau ein fortwährendes Ein- und Ausfädeln jeder einzelnen Schiene bis am Ende alles wirklich passt.
Abschließend für heute der vorläufige Zwischenstand: Eine Zunge ist noch zu lang, eine andere fehlt noch, ebenso wie die Radlenker und die Kleineisen an den adaptierten Schwellen - dazu dann mehr beim nächsten Mal.
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Sauber!! Du hast mein Bewunderung für deine Fähigkeiten!
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Wahnsinn, also das mit den 20 Stunden reiner Planungszeit glaub ich dir sofort ... und bei der überlegten, perfekten und sauberen Arbeitsweise vergehen 30 Stunden auch recht schnell. Ganz, ganz toller Selbstbau 👌👌👌
DANKE für den sehr ausführlichen Bericht samt den ganzen aussagekräftigen Fotos
Liebe Grüße/Heinz
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Dass das machbar ist, habe ich schon nach Deinem Beitrag 2.626 angenommen. Aber die Ausführung beeindruckt mich dennoch sehr, denn damit dann auch der Betrieb reibungslos läuft, geht es ja um Zehntel-Millimeter. Daher herzliche Gratulation, und ich bin sicher, die investierte Zeit bereitet Dir noch lange Freude.
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Also über sowas würde ich mich nicht drüber trauen....
SUPER!
LG
Andreas -
Mich würde vor allem der Arbeitsaufwand für ein ordentliches Ergebnis abschrecken. Fünfzig Stunden. In Buchstaben: F Ü N F Z I G !
Wie hast du die Schwellen geschnitten, dass man am Ende die Stelle des Zusammenstückelns nicht sieht? Und dass es genau passt? Weil viel mehr als 2/10 mm Spiel wird man ja nicht haben.
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Fünfzig Stunden. In Buchstaben: F Ü N F Z I G !
Oder wie ein ehemaliger Wiener Bürgermeister zu sagen pflegte (leicht abgewandelt): geht sich bis Mittwoch Abend aus.
Ein Work-Life Balancer braucht wahrscheinlich 1 Monat wenn er Modellweichenbau als Hauptberuf gewählt hat.
Bei mir am Basteltisch wäre es wohl ein ewiger Torso ...
Tolle Arbeit, Jürgen
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Bei diesem Weichenselbstbau war ja jeder Handgriff geplant, damit erscheint mir die Planungszeit relativ kurz.
Und die 50 Stunden Bauzeit glaube ich aufs Wort bei dem Baubericht!
Ein absolutes Meisterwerk!
LG Christian
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